Kantonalwahlen in Frankreich : Sarkozys Partei verliert - Front National legt zu

Im Stichwahlgang der Kantonalwahlen in Frankreich hat die rechtsextreme Partei Front National starke Stimmenzuwächse verzeichnet. Die Partei von Präsident Sarkozy UMP verlor dagegen massiv an Stimmen.
In der französischen Präsidentenpartei UMP ist am Montag ein Richtungsstreit über den Umgang mit dem rechtsextremen Front National (FN) entbrannt. Im Stichwahlgang der Kantonalwahlen am Sonntag hatte die von Marine Le Pen geführte Partei große Stimmengewinne verzeichnet. In den 403 Kantonen, in denen FN-Kandidaten im zweiten Wahlgang antreten konnten, steigerte die Partei ihr Ergebnis von 620.000 Stimmen im ersten Wahlgang auf 915.000 Stimmen im zweiten Wahlgang.
Auffällig war, dass die FN-Kandidaten ihr Ergebnis verbesserten, egal ob sie gegen einen Kandidaten der Linken oder der bürgerlichen Rechten antraten. Bei Duellen mit der Linken steigerte der FN sein Ergebnis von 24,9 Prozent auf 35,5 Prozent im zweiten Wahlgang, gegen die bürgerliche Rechte von 26 Prozent auf 36,5 Prozent. Innenminister Claude Guéant veröffentlichte hingegen die nationalen Durchschnittswerte, die nicht aussagekräftig sind, weil sie auch jene Kantone umfassen, in denen der FN im zweiten Wahlgang nicht antrat. Demnach kommt die Partei Le Pens nur auf 11,7 Prozent.
Guéant steht für Sarkozys Kurs, FN-Wähler zu umwerben, indem die UMP Themen der extremen Rechten wie Islam oder unkontrollierte Einwanderung besetzt. Guéant hatte kurz vor dem zweiten Wahlgang beklagt, aufgrund der illegalen Einwanderung fühlten sich die Franzosen manchmal nicht mehr zuhause in ihrem eigenen Land. An dem Kurs regt sich jetzt zusehends Widerstand in der UMP. Regierungssprecher François Baroin forderte seine Partei am Montag auf, zu ihren „zutiefst republikanischen Werten“ zurückzukehren und die geplante Islam-Debatte abzusagen.
Die UMP erreichte bei den Kantonalwahlen im Landesdurchschnitt 20,3 Prozent der Stimmen. Die Sozialisten erzielten 35,7 Prozent. Ein Großteil der Départements, die für Sozialhilfen, Infrastruktur und weiterführende Schulen zuständig sind, wird künftig mit linken Mehrheiten regiert. Der FN, der bislang nicht in den Départementsverwaltungen vertreten war, zieht in zwei südfranzösischen Kantonen, in Carpentras und in Brignoles in die Räte ein. Die Wahlbeteiligung erreichte am Sonntag mit 46 Prozent einen Tiefpunkt.