Flugzeugabsturz in Kasachstan : Putins Schwäche

Es ist nicht Putins Art, sich zu entschuldigen. Dass er dies nun nach dem Flugzeugabsturz in Kasachstan tat, ist kein Zeichen von Stärke.
Eine wirkliche Entschuldigung war das zwar nicht, was der Kreml nach einem Gespräch Putins mit dem aserbaidschanischen Präsident Ilham Alijew verlauten ließ: Der russische Präsident entschuldige sich dafür, dass sich der „tragische Vorfall“ im russischen Luftraum ereignet habe.
Was den Absturz des aserbaidschanischen Passagierflugzeuges wohl herbeigeführt hatte, musste sich der Leser aus der Mitteilung selbst zusammenreimen: die russische Flugabwehr, die angeblich ukrainische Drohnen abzuwehren versuchte.
Dennoch war es bemerkenswert, dass Putin sich überhaupt zu einer Entschuldigung genötigt sah. Das ist sonst nicht seine Art und jedenfalls kein Zeichen von Stärke. Den schuldbewussten Kremlchef zu mimen, dem das Leid im Nachbarland Aserbaidschan zu Herzen geht, dürfte ihm beim heimischen Publikum keine Sympathiepunkte einbringen.
Bemerkenswert forsch
Daher spricht vieles dafür, dass den Kreml die Sorge umtrieb, der Vorfall könnte eine antirussische Stimmung in Aserbaidschan und im Südkaukasus nähren.
Ebenso bemerkenswert wie Putins halbe Entschuldigung ist die forsche Reaktion des aserbaidschanischen Präsidenten: Der gab sich nicht etwa dankbar damit zufrieden. Er forderte ein klares Schuldeingeständnis von russischer Seite, die Bestrafung der Verantwortlichen und Schadenersatz. Aber so weit dürfte Putins Mitgefühl kaum gehen.