Organisiertes Verbrechen? : Polizist im serbischen Norden des Kosovos erschossen

Ein weiterer Polizist sei verletzt worden, schreibt der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti. Verantwortlich macht er das organisierte Verbrechen, das allerdings politische Rückendeckung habe.
Nach der Ermordung eines kosovarischen Polizisten durch maskierte Gewalttäter droht im Norden des Kosovos nach einigen weitgehend ruhigen Wochen eine neuerliche Eskalation. Laut Angaben der kosovarischen Polizei kam es zu dem Vorfall in den frühen Morgenstunden des Sonntags am Eingang des Dorfes Banjska unweit der ethnisch geteilten Stadt Mitrovica.
Demnach soll eine Polizeieinheit auf die Meldung hin ausgerückt sein, dass eine Zufahrt zu dem Ort durch zwei quer gestellte Lkw ohne Nummernschilder blockiert worden sei. Am Ort der Barrikade seien die Polizisten dann aus verschiedenen Richtungen beschossen worden. Drei Beamte seien verwundet in ein Krankenhaus im albanischen Süden Mitrovicas gebracht worden. Bei einem habe der Arzt nur noch den Tod feststellen können.
Der kosovarische Regierungschef Kurti schrieb am Sonntagmorgen auf Facebook von „Terror“, dem die Beamten ausgesetzt seien. „Im Moment wird noch immer mit Waffen verschiedener Kaliber auf unsere Polizei geschossen“, so Kurti am Morgen. „Die Angreifer sind Profis, die Masken tragen und schwer bewaffnet sind.“ Auf einer Pressekonferenz sagte er: „Es sind mindestens 30 Mann, schwer bewaffnet, uniformiert, professionelle Militärs oder Polizisten, die im Dorf Banjska von unseren Polizeikräften umstellt sind.“
Angespannte Atmosphäre
Die Angreifer zogen sich nach ihrem Überfall offenbar in ein nahe gelegenes orthodoxes Kloster zurück. Dies geht aus einer Mitteilung der zuständigen Diözese hervor, die den Angriff auf die Polizisten scharf verurteilte und sich „sehr besorgt“ darüber zeigte, dass eine Gruppe bewaffneter Maskierter sich danach offenbar gewaltsam Zutritt zu dem Kloster verschaffte.
Die Atmosphäre im überwiegend serbisch besiedelten Norden des Kosovos war bereits wieder angespannt, nachdem die kosovarische Polizei am Mittwoch vergangener Woche drei Serben verhaftet hatte, die bezichtigt werden, für Kriegsverbrechen an albanischen Zivilisten verantwortlich zu sein. Die Festnahmen hatten zu einer heftigen Reaktion der serbischen Regierung geführt.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić stellte das Verhalten der kosovarischen Polizei als ethnopolitisch motiviertes Vorgehen gegen Unschuldige dar und forderte ein Eingreifen der Staatengemeinschaft zugunsten der Verhafteten. Der Kosovo-Beauftragte der serbischen Regierung, Petar Petković, sprach von „brutalen Verhaftungen“ und einer „regelrechten Entführung“ durch die kosovarische Polizei, die auf Befehl Kurtis handele. Der verfolge das Ziel, die serbische Minderheit aus dem Kosovo zu vertreiben, wurde Petković zitiert. Ein kosovarischer Diplomat bezeichnete eine Verbindung zwischen den Verhaftungen und dem bewaffneten Angriff auf Polizisten wenige Tage darauf als plausibel.