Pakistan :
Polizist erschießt Mann nach Blasphemieverdacht

Von Friederike Böge, Ankara
Lesezeit: 2 Min.
Menschen feiern am 13. September in Pakistan einen Polizisten, der in der Stadt Quetta einen Mann wegen Plashemievorwürfen erschossen hat.
Innerhalb einer Woche sind in Pakistan zwei vermeintliche Gotteslästerer von Polizisten erschossen worden. Menschenrechtler sprechen von einem alarmierenden Trend.
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In der südpakistanischen Provinz Sindh hat die Polizei einen Arzt erschossen, der verdächtigt wurde, auf Facebook blasphemische Äußerungen gemacht zu haben. Über die Umstände des Todes von Shah Nawaz Kunhbar gab es am Freitag widersprüchliche Angaben. Ein lokaler Polizeichef sagte der Nachrichtenagentur AP, der Arzt sei auf einem Motorrad unterwegs gewesen und habe an einem Polizeikontrollposten das Feuer eröffnet. Daraufhin sei er erschossen worden. Laut der pakistanischen Zeitung „Dawn“ gab es dagegen Berichte, wonach Kunhbar sich zum Zeitpunkt seines Todes in Polizeigewahrsam befand.

Lokale Mullahs feierten die Polizei mit Rosenblättern für die Tötung des Arztes. Islamistische Eiferer griffen laut der Zeitung zudem die Familie des Getöteten an, nachdem diese den Leichnam des Mannes zur Beerdigung abgeholt hatte. Der Mob habe den Leichnam verbrannt, berichtete „Dawn“. Unbestritten ist, dass der Arzt am Mittwoch in seinem Heimatort Umerkot von der Polizei wegen angeblich blasphemischer Facebook-Äußerungen verwarnt worden war. Islamistische Parteien hatten da bereits seine Bestrafung gefordert und einen Mob aufgehetzt. Kunhbar hatte angegeben, sein Facebook-Konto sei gehackt worden.

Christin zum Tode verurteilt

In Pakistan kann auf Gotteslästerung die Todesstrafe verhängt werden. Noch größer ist aber die Gefahr, schon vor einem Urteil von einem Mob getötet zu werden. Erst vor einer Woche hatte ein Polizist in der Stadt Quetta einen anderen Mann in einer Polizeistation erschossen, nachdem dieser der Blasphemie verdächtigt worden war. In die Station war er eigentlich gebracht worden, um ihn vor einer wütenden Menschenmenge zu beschützen. Laut einem Bericht der Agentur AP vergab die Familie des Opfers dem Schützen. Die pakistanische Menschenrechtskommission bezeichnete die Beteiligung von Polizisten in beiden Fällen als „alarmierenden Trend“.

Zudem wurde in dieser Woche die Christin Shagufta Kiran wegen Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt. Ihr wird vorgeworfen, im Jahr 2020 über Whatsapp blasphemische Inhalte verbreitet zu haben. Schon die Verteidigung solcher Angeklagten kann in Pakistan lebensgefährlich sein. In den vergangenen Jahren sind mehrere Kritiker des Blasphemiegesetzes ermordet worden.

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