Prozess gegen US-Reporter : Russische Staatsanwaltschaft fordert 18 Jahre Haft für Gershkovich
Im Prozess gegen den US-Journalisten Evan Gershkovich in Russland hat die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 18 Jahren gefordert. „Die Anklage hat 18 Jahre in einer Strafkolonie beantragt", sagte eine Sprecherin des Gerichts im russischen Jekaterinburg am Freitag. Das Urteil werde noch am selben Tag um 17.00 Uhr Ortszeit verkündet, fügte sie hinzu.
Dem 32 Jahre alten US-Journalisten des „Wall Street Journal" wird Spionage vorgeworfen. Der Prozess gegen ihn hatte am 26. Juni begonnen und war hinter verschlossenen Türen geführt worden.
Gershkovich ist der erste westliche Journalist, der seit Ende des Kalten Krieges in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde. Er sitzt seit März 2023 in Untersuchungshaft im Moskauer Lefortowo-Gefängnis. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme befand sich der Reporter auf einer Recherchereise in der östlich des Uralgebirges gelegenen Stadt Jekaterinburg, wo nun auch sein Prozess stattfindet.
Die russischen Staatsanwälte werfen Gershkovich vor, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten und geheime Informationen über einen Panzerhersteller im Ural gesammelt zu haben. Der 32-Jährige weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ebenso wie die US-Regierung und sein Arbeitgeber zurück.
Nach offiziellen russischen Angaben laufen im Verborgenen Verhandlungen über einen Austausch von Gershkovich mit den USA, ohne dass bisher eine Einigung erzielt werden konnte. Russische Beobachter deuten eine schnelle Verurteilung als möglichen Hinweis darauf, dass Gershkovich nun rasch ausgetauscht werden könnte. In der Regel muss nach russischer Justizpraxis ein Urteil vorliegen, damit es zu einem Austausch kommt.