Besuch in Sachsenhausen :
Baerbock: NS-Zeit muss „viel früher“ Thema in der Schule sein

Von Matthias Wyssuwa, Oranienburg
Lesezeit: 2 Min.
Annalena Baerbock am Dienstag im ehemaligen KZ Sachsenhausen
Die Außenministerin kritisiert die Erinnerungsarbeit an Schulen bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte. Die NS-Zeit finde „leider“ erst ab der zehnten Klasse statt.
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Außenministerin Annalena Baerbock hat die Bedeutung der Erinnerungsarbeit hervorgehoben und dabei deutliche Kritik an der deutschen Bildungspolitik geäußert. Bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen zusammen mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Familienministerin Lisa Paus (alle Grüne) forderte sie am Dienstag, dass Kinder früher als bislang an den Schulen über die Gräueltaten des NS-Regimes unterrichtet werden müssten.

„Der beste Schutz dafür, dass sich diese furchtbaren Verbrechen nicht wiederholen, ist, dass wir frühzeitig über Antisemitismus reden“, sagte Baerbock. Jedoch könne man sich beim Erinnern nicht allein auf die Schulbildung verlassen, das Thema finde oftmals leider erst ab den zehnten Klassen statt.

Baerbock: Programm „Jugend erinnert“ soll gestärkt werden

Mit Verweis auf die Projekte des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ betonte Baerbock, viele der Ehrenamtlichen würden jetzt von Schulen angerufen, die sie im Lichte des Nahostkonflikts um Vorträge zum Holocaust bitten. Man müsse unter diesen Umständen „doch ehrlich sagen, dass was in der Bildungspolitik nicht stimmt“, so Baerbock.

Das könne nicht allein von ehrenamtlichen Projekten geschultert werden. Gesellschaft und Politik müssten sich auf den Weg machen, die nationalsozialistische Geschichte Deutschlands „viel früher“ im Schulunterricht zu thematisieren.

Junge Menschen könnten die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson gar nicht verstehen, wenn diese Geschichte in ihrem Leben noch nicht thematisiert worden sei. Roth sagte, die Erinnerungsarbeit und das Engagement gegen das Vergessen sei gerade in diesen Zeiten so wichtig, damit „die, die unsere Demokratie angreifen, nicht stärker werden“. Nach Angaben von Roth sind für das Programm „Jugend erinnert“ für dieses Jahr knapp zwei Millionen Euro vorgesehen.

Für das kommende Jahr ist der Haushalt noch nicht verhandelt. Baerbock sprach sich dafür aus, die Mittel für das Programm nicht nur zu verstetigen, sondern dessen einzelne Aspekte noch auszuweiten. Zwischen 1936 und 1945 waren im Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, darunter Juden und Sinti und Roma. Zehntausende Häftlinge wurden unter anderem durch Misshandlung und Zwangsarbeit ermordet.

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