Differenzen über Sozialpolitik : Oswald Metzger verlässt die Grünen

Nach mehr als zwei Jahrzehnten tritt der Finanzpolitiker aus der Partei aus. Schon bald wird er auch sein Landtagsmandat in Baden-Württemberg niederlegen. Seinen Entschluss begründete er mit einem „persönlichen und programmatischen Entfremdungsprozess“ von den Grünen.
Der Grünen-Finanzpolitiker Oswald Metzger kehrt seiner Partei den Rücken. Metzger begründete diesen Entschluss am Dienstag am Rande eine Sitzung der baden-württembergischen Grünen-Fraktion in Stuttgart mit einem „persönlichen und programmatischen Entfremdungsprozess“.
Zuvor hatte der 52-Jährige die Fraktionsmitglieder über seinen Austritt informiert. Sein Landtagsmandat will er in den nächsten sechs Monaten niederlegen.
Metzger hatte bereits seit Wochen öffentlich Überlegungen angestellt, die Grünen zu verlassen. Hintergrund sind Differenzen über den sozialpolitischen Kurs der Partei, die sich am Wochenende auf ihrem Bundesparteitag in Nürnberg für eine „Grundsicherung“ für Bedürftige ausgesprochen hat.
Der Finanzexperte, der schon länger wegen seiner wirtschaftsliberalen Ansichten bei den Grünen kritisiert und zuletzt heftig von CDU und FDP umworben worden war, hatte vor dem jüngsten Bundesparteitag im Magazin „Stern“ erklärt, viele Sozialhilfeempfänger sähen ihren Lebenssinn darin, „Kohlenhydrate oder Alkohol in sich hinein zu stopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen“. Eine von der Grünen-Spitze geforderte Entschuldigung hatte er abgelehnt.
Metzger war seit 1987 Grünen-Mitglied. Von 1994 bis 2002 saß er für die Partei im Bundestag. Seit April 1996 gehörte er dem baden-württembergischen Landtag an.