Medienbericht :
Womöglich nur noch 50 Geiseln in Gaza am Leben

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Demonstrantinnen am 20. Juni in Tel Aviv
In Israel gehen wieder Tausende auf die Straße, um für ein neues Abkommen mit der Hamas zu demonstrieren. Die Zahl der lebendigen Geiseln in Gaza könnte allerdings weitaus niedriger sein als bislang angenommen.
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Den fünften Tag in Folge haben Angehörige von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln am Donnerstag in Israel gegen die Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert. Im Rahmen einer „Woche des Widerstands“ forderten die Demonstranten vorgezogene Neuwahlen und ein Abkommen mit der Hamas, um die am 7. Oktober nach Gaza verschleppten Geiseln aus den Händen der Terrororganisation zu befreien.

In Tel Aviv blockierten Geiselangehörige gemeinsam mit Mitgliedern einer Frauenprotestgruppe die Autobahn Ayalon. Der israelischen Regierung warfen sie vor, die Geiseln im Stich zu lassen und stattdessen „kleinliche Politik“ zu betreiben. Seit Monaten kommt es in Israel immer wieder zu Massenprotesten gegen die politische Führung. Viele Israelis werfen Netanjahu vor, sich den Forderungen seiner ultrarechten Koalitionspartner zu beugen und einen Geiseldeal zu hintertreiben, um seine eigene Macht zu erhalten. Der Ministerpräsident wiederum macht die Hamas und ihre unnachgiebige Haltung für die stockenden Verhandlungen verantwortlich.

„Ich weiß es nicht. Niemand weiß es“

Die Hoffnung der Angehörigen darauf, die von der Hamas und anderen militanten Organisationen verschleppten Männer, Frauen und Kinder zurück nach Israel zu holen, schwindet derweil mit jedem Tag weiter. Wie viele der Geiseln nach mehr als 250 Tagen in Gefangenschaft noch am Leben sind, ist weiter unklar. Einem Bericht des Wall Street Journal von Donnerstag zufolge könnte die Zahl mittlerweile bei nur noch 50 liegen. Dem Bericht zufolge, der sich auf Aussagen amerikanischer Beamter stützt, wären demnach 66 der 116 im Gazastreifen verbliebenen Geiseln verstorben. Die israelische Armee hatte bislang den Tod von 41 Geiseln bestätigt.

Der Leiter des medizinischen Teams des Forums der Geiselfamilien, Hagai Levine, drückte im Gespräch mit dem Wall Street Journal seine „große Sorge“ aus. „Es scheint, als würden jede Woche mehr Geiseln sterben, in Gefahr geraten oder sehr krank werden“, so Levine. Die israelische Regierung und die Armee äußerten sich zunächst nicht zu dem Bericht.

In der vergangenen Woche hatte auch die Hamas selbst geäußert, sie wisse nicht, wie viele der Geiseln in Gaza noch am Leben seien. „Ich weiß es nicht. Niemand weiß es“, so Hamas-Sprecher Osama Hamdan in einem Interview mit dem Sender CNN.

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