Kämpfe bei Kursk : Die russische Frage nach der Schuld

Der ukrainische Vorstoß legt Reibereien in Russlands Militär offen. Aber die für die Verteidiger schwierige Lage im Donbass kann er trotzdem nicht ändern.
Während die ukrainischen Streitkräfte die russische Armee mit ihrem Vorstoß in das Gebiet Kursk im Westen Russlands schlecht aussehen lassen, sind sie im Osten ihres Landes selbst weiter in großer Bedrängnis. Im Donbass rücken die Angreifer an mehreren Orten langsam, aber stetig vor. Das Geschehen im Kursker Gebiet wird das russische Militär nicht dazu bringen, seinen Vorteil auf dem größeren Kriegsschauplatz aufzugeben. Spätestens wenn die Russen an der hart umkämpften Front im Osten wieder einen wichtigen Erfolg erzielen, werden sich die Blicke wieder dorthin wenden.
Wäre die Kursker Aktion ein Versuch der ukrainischen Führung, von den Schwierigkeiten im Osten abzulenken, dann wäre sie eine Vergeudung von Menschen und Gerät. Auch am dritten Tag des Vorstoßes äußert sich Kiew nur in nebulösen Andeutungen zu seinen Zielen.
Eines immerhin hat der Einmarsch offengelegt: Auch nach Befriedung der offenen Konflikte im russischen Militär, deren dramatischster Ausdruck die Prigoschin-Revolte 2023 war, gibt es Reibereien in der Truppe. Russische Kriegsenthusiasten fragen nun, wer dafür verantwortlich ist, dass den Ukrainern dieser Überraschungsangriff gelingen konnte. Und wieder klagen sie – wie nach früheren ukrainischen Erfolgen – über Korruption und Inkompetenz im Moskauer Verteidigungsministerium.