Sommerurlaub daheim? : Maas gegen „Schnellschüsse“ bei Aufhebung von Reisewarnungen

Die Grenzen dürften „keinen Tag länger als nötig“ geschlossen bleiben, sagt der Außenminister, doch man könne „nicht noch einmal eine Viertelmillion Menschen aus dem Urlaub zurückholen“. Auch Innenminister Seehofer warnt vor „vorschnellen“ Öffnungen.
Außenminister Heiko Maas wirbt für Bedacht bei der Aufhebung der weltweiten Reisewarnungen. „Wenn Leute nicht nur wieder ins Ausland fliegen können, sondern auch mit hinreichender Sicherheit zurückkommen, dann können wir die Reisewarnung schrittweise zurückfahren“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es darf dabei aber keine Schnellschüsse geben. Wir können und werden im Sommer nicht noch einmal eine Viertelmillion Menschen aus dem Urlaub zurückholen.“
Maas betonte, die Grenzen in Europa dürften „keinen Tag länger als nötig“ geschlossen bleiben. Als Saarländer sei ihm „sehr bewusst, was die aktuellen Beschränkungen für das Zusammenleben in den Grenzregionen bedeuten“. Aber auch bei den Grenzöffnungen müsse die Bundesregierung „kontrolliert und koordiniert vorgehen, um nicht die Fortschritte im Kampf gegen das Virus aufs Spiel zu setzen, für die wir alle in den letzten Wochen einen Teil unseres normalen Lebens geopfert haben“.
Für Auslandsreisen gilt weiterhin eine weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, sie wurde am Mittwoch bis Mitte Juni verlängert. Maas stellte in Aussicht, die Reisewarnung für einige Länder schneller zurückzunehmen als für andere. Manche Staaten „konnten den Ausbruch früh durch drastische Maßnahmen eindämmen und fürchten, sich das Virus wieder ins Land zu holen, wenn sie die Grenzen öffnen“, sagte der Minister den Funke-Medien. „Auch deshalb will ich nicht ausschließen, dass es zu differenzierten Lösungen kommt.“
Seehofer gegen schnelle Grenzöffnung zu Österreich
Unterdessen hat sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gegen eine vorschnelle Wiederaufnahme des Reisebetriebes zwischen Deutschland und Österreich ausgesprochen. „Solange das Virus keinen Urlaub macht, müssen auch wir uns mit unseren Reiseplänen beschränken – so verständlich der Wunsch für die Menschen und die Tourismusbranche auch ist. Der Infektionsschutz gibt da den Zeitplan vor“, sagte Seehofer zu „Bild am Sonntag“.
Ob und wann wieder Urlaub gemacht werden könne, hänge vom Infektionsgeschehen ab. „Niemand will die Bewegungsfreiheit der Bürger länger einschränken als unbedingt nötig. Aber leichtsinnige Öffnungen, die später in Gestalt erhöhter Ansteckungszahlen zurückschlagen, helfen niemandem.“ Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz hält eine baldige Öffnung der Grenzen zu Deutschland für möglich. Sein Land hofft auf deutsche Touristen spätestens in den Sommerferien.