Wissenschaftspolitik : Vom Leid der Leitlinie
Umsetzung von Politik beginnt oft mit einer Leitlinie. Hier bildet die Wissenschaftsaußenpolitik der Max-Planck-Gesellschaft keine Ausnahme. Carola Sachse zählt zu ihren Prüfsteinen die institutionelle Autonomie bei der prioritär wissenschaftsintrinsisch getriebenen Auswahl ihrer internationalen wissenschaftlichen Kooperationspartner sowie die größtmögliche finanzielle und vertragliche Flexibilität bei der weiteren Ausgestaltung dieser Beziehungen. Die-se Orientierungspunkte waren für Sachse, die als Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin das Wirken der MPG im Feld der internationalen Politik von der unmittelbaren Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges bis zur Jahrtausendwende in einer umfangreichen, tief gehenden, dabei aber zugleich auch für Laien der Wissenschaftsgeschichte leicht nachvollziehbaren Darstellung detailliert beleuchtet, zunächst kaum mehr als eine unartikulierte Reaktion der bereits seit Mitte der 1930er-Jahre und noch bis 1960 von Generalsekretär Ernst Telschow geführten Generalverwaltung auf die ebenso berechtigten wie existenzbedrohenden Vorhaltungen der Alliierten. Die warfen der Vorläuferorganisation, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, vor, allzu eng mit der Rassen- und Expansionspolitik, vor allem aber mit der Rüstungswirtschaft des nationalsozialistischen Regimes verknüpft gewesen zu sein.