Erinnerung an Fritz Epstein :
Viel gebaut, fast vergessen

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Repräsentativ: Villa an der Ditmarstraße in Bockenheim, 1923 nach Plänen von Fritz Epstein gebaut
Anfang des 20. Jahrhunderts plante der jüdische Architekt Fritz Epstein 150 Gebäude in Frankfurt. 1933 musste er emigrieren. Nun wird in seiner einstigen Heimatstadt an ihn erinnert.
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Heute würden man wohl von einem Stararchitekten sprechen. Rund 150 Gebäude hat Fritz Epstein Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankfurt geplant oder umgebaut – und damit das Stadtbild geprägt. Bekannt ist sein Name dennoch nur den wenigsten. Seine Karriere endete jäh: Als Jude wurde er 1933 aus dem Bund Deutscher Architekten (BDA) ausgeschlossen und emigrierte nach Tel Aviv. Mit einer kleinen Ausstellung, die am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, eröffnet wird, erinnert die Frankfurter BDA-Gruppe an ihr ehemaliges Mitglied.

Epstein wurde 1877 in Dresden geboren und arbeitete von 1904 an in Frankfurt. Sein Architekturbüro an der Zeil betrieb er gemeinsam mit Hans Schönbein. Er plante den Umbau des jüdischen Gemeindehauses an der Allerheiligenstraße, sanierte die Synagoge am Börneplatz und arbeitete für die Familie Rothschild. Daneben engagierte er sich in Wohltätigkeitsorganisationen und in der Zionistischen Gesellschaft.

Von der Gründerzeit zur neuen Sachlichkeit

Nur wenige von Epsteins Frankfurter Bauten sind erhalten. Viele wurden im Krieg zerstört, andere erheblich verändert. Die als „Spurensuche“ bezeichnete Ausstellung, die bis zum 30. März im Schaufenster der BDA-Geschäftsstelle (Braubachstraße 3) zu sehen ist, zeigt neun Wohnhäuser, an denen das Wirken Epsteins noch erkennbar ist.

Ein Großer seiner Zunft: der jüdische Architekt Fritz Epstein.
Ein Großer seiner Zunft: der jüdische Architekt Fritz Epstein.Daniela Epstein

An den Beispielen wird deutlich, wie sich Epsteins architektonische Handschrift wandelte: Villen in Bockenheim und im Nordend zeigen ebenso wie Reihenhäuser im Westend noch deutlich die Stilelemente der Gründerzeit des späten 19. Jahrhunderts. Mietshäuser in Eschersheim und Bornheim hingegen stehen für die Hinwendung zur Sachlichkeit der Moderne. „Vielleicht ist den heutigen Besitzern nicht klar, welche Geschichte das Werk hat“, steht auf einer Tafel.

Das eindrucksvollste Dokument ist aber eine Zeichnung, die Epstein nach dem Krieg seinem Antrag auf Entschädigungszahlungen beifügte. Damit wollte er den „Verschleuderungsschaden“ dokumentieren, der ihm durch seinen erzwungenen Wegzug aus Frankfurt entstanden war. Akribisch zeichnete er Einrichtungsgegenstände, vom Herd bis zum Schreibtisch, die in seinem Wohnhaus in der Unterlindau im Frankfurter Westend vorhanden waren.

Damals lebte er schon in einem Altersheim in Holon bei Tel Aviv. An seine Frankfurter Erfolge als Architekt hatte er in Palästina nie anknüpfen können. Nach dem Tod seiner Frau Margarethe kehrte er 1956 nach Frankfurt zurück und wurde wieder in den BDA aufgenommen. Er lebte im jüdischen Altersheim in Bornheim und starb 1960 in Bad Ems. Auf dem jüdischen Friedhof in Frankfurt ist er bestattet. Vor dem früheren Wohnhaus Unterlindau 29 erinnern Stolpersteine an Fritz und Margarethe Epstein sowie deren Söhne Werner und Alfred.

Der BDA hatte 1930 in Frankfurt 41 Mitglieder, darunter vermutlich acht Juden. Mit Fritz Epstein hat sich der BDA auf Anregung von Daniela und Monique Epstein befasst, den Enkelinnen des Architekten. Sie sprechen am Montag um 19 Uhr bei der Ausstellungseröffnung, bei der es auch ganz allgemein um die Auswirkungen von politischem Extremismus auf persönliche und berufliche Existenzen gehen soll.

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