Bücher hamstern :
„Panik der Bildungsbürger“

Alexander Jürgs
Ein Kommentar von Alexander Jürgs
Lesezeit: 1 Min.
In diesen Tagen bei vielen Leseratten besonders begehrt: Bücher
Sie stehen Schlange, stopfen Rucksäcke voll oder Einkaufskörbe. Doch hamstern sie weder Klopapier noch Nudeln oder Reis. Sondern Bücher und Silberlinge. Einer nennt es die „Panik der Bildungsbürger“.
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Der Mann ganz hinten in der Schlange spricht es aus: „Das ist die Panik der Bildungsbürger.“ Manche haben Wanderrucksäcke mitgebracht, andere Trolleys, wieder andere behelfen sich mit Supermarktkörben, um möglichst viel nach Hause zu schleppen. Gehamstert werden aber keine Nudeln, kein Klopapier, sondern Bücher, Hörspiele, DVDs.

Mit Astrid Lindgren, den „Drei Fragezeichen“ oder „Harry Potter“ wappnet man sich gegen die Krise und die Langeweile. Denn nicht nur die Schulen, auch die Bibliotheken werden schließen. Um 14 Uhr ist Schluss, dann macht auch die auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisierte Bücherei im Saalbau Bornheim in Frankfurt erst einmal dicht.

Die Regale werden immer leerer

„Seit wir aufgemacht haben, geht das so, so viel war hier noch nie los“, erzählt die Bibliothekarin: „Das ist wirklich Hamsterausleihen.“ Die Menschen stehen viel zu dicht an dicht in der Schlange. Den empfohlenen Sicherheitsabstand einzuhalten ist gar nicht möglich, so viele sind gekommen. „Das ist natürlich nicht ideal, auch für uns Mitarbeiter nicht“, sagt die Bibliothekarin: „Aber ich kann die Leute verstehen, man will ja versorgt sein.“

Dass die Regale immer leerer werden, ist nicht zu übersehen. Die Fantasy-Abteilung, erzählt eine Mutter, ist so gut wie abgeräumt. Auch bei den Kinderfilmen ist nicht mehr viel zu holen. Einen Ratekrimi von Julian Press, Dave Eggers’ Fassung der „Wilden Kerle“ und Otfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ ergattern wir trotzdem noch. Wenn alles gut wird, macht das Coronavirus aus unseren Kindern Leseratten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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