Für die ganze Familie : Das große Aufräumen
„Das große Aufräumen von Katthult“ ist der großartige Moment, in dem Astrid Lindgren ihren Michel aus Lönneberga die Bewohner des Armenhauses durch den Schnee ins elterliche Bauernhaus chauffiert, um ihnen dort das gesamte weihnachtliche Festessen vorzusetzen.
Bei uns gibt es dieses Jahr keinen Schnee, leider auch keine winterliche Exkursion in die Berge, und das weihnachtliche Futtern flaut langsam ab. Das große Aufräumen aber, das haben wir vor. Viele haben das vor dem Corona-Leerlauf das Jahr über schon getan, irgendwie war in unserer Familie aber immer was los. Nun muss es sein.
„Irgendwann lese ich das noch“
Erstens, weil das Christkind dieses Jahr großzügig war. Die lieben Verwandten, die wir nicht sehen konnten, trösteten das Kind mit Spielsachen. Und da Großstadtwohnungen nun mal nicht mitwachsen, müssen wir Platz schaffen. Zweitens müssen auch die Großen ehrlich mit sich sein. Sonst bricht unter den „Irgendwann lese ich das noch“-Beteuerungen das Bücherregal zusammen (was leider schon einmal passiert ist).
Nichts allerdings ist bedrohlicher als die Ankündigung eines „Großen Aufräumens“ – für alle. Also teilen wir das auf, in lauter kleine Aufräumens. Wir sagen an einem Tag „Tschüss“ zu Knete, die in Brösel zerfallen ist, zu Bleistiften, die auf anderthalb Zentimeter kleingeliebt wurden, und feilschen an einem anderen um Lesestartersets, die ein „großes“ Kind der kleinen Nachbarin vererben kann.
Wir sortieren die Sockenlade und gestehen uns ein, doch nie Glitzer-High-Heels zu tragen. Stellen fest, dass der kaum getragene Wintermantel mit seinem Gelbton der dunkelhaarigen Freundin besser steht. Jeden Tag ein kleines Sortieren, Weitergeben, Entsorgen. Eine Wohltat. Und, ehrlich gesagt: Der rituelle Büchertausch mit der Herzensfreundin führt sowieso dazu, dass die Stapel auf dem Regal gleich hoch bleiben.