Ärger um Novak Djokovic :
Was erlaube Witzbold?

Pirmin Clossé
Ein Kommentar von Pirmin Clossé
Lesezeit: 2 Min.
Scherze auf Kosten von Novak Djokovic bleiben nicht ohne Folgen.
Wenn es um ihren Tennisstar Novak Djokovic geht, verstehen Serben keinen Spaß. Sie wittern schon einen Verstoß gegen die Menschenrechte, wenn sich ein TV-Journalist im Ton vergreift.
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Dass die Würde des Menschen unantastbar ist, weiß man spätestens, seit Karl-Heinz Rummenigge mit diesen Worten einst eine besonders denkwürdige Pressekonferenz des FC Bayern eröffnete. Gilt also offenbar auch für Sportler. Besonders wenn sie, wie die Fußballspieler aus München oder der Tennisprofi Novak Djokovic aus Serbien, alles gewonnen haben, was man so gewinnen kann.

Und es gilt noch mehr, wenn sie ihren Sport mal wieder in einem Land mit fragwürdiger Menschenrechtslage ausüben müssen, was im modernen Sport bekanntlich häufiger mal der Fall ist.

Deshalb, um es mit Worten aus einer anderen denkwürdigen Bayern-Pressekonferenz zu sagen: Was erlaube Tony Jones??? Der Moderator des australischen TV-Senders Channel ­Nine hatte am Freitag live von der Anlage der Australian Open in Melbourne berichtet, während direkt hinter ihm eine Gruppe serbischer Anhänger rumgrölte.

Weil das alles etwas schwer zu verstehen war, interpretierte Jones deren Äußerungen freundlicherweise für das TV-Publikum: „Novak ist überbewertet. Novak hat seine Zeit hinter sich. Novak, schmeißt ihn raus.“ Dann schob er noch hinterher, er sei „froh, dass die mich nicht hören können“.

Kann man witzig finden, muss man nicht. Novak Djokovic jedenfalls fand es nicht lustig. Nach seinem Achtelfinalmatch am Sonntag verweigerte er das obligatorische Siegerinterview mit einem von Jones’ Senderkollegen und begründete das damit, dass dieser ihn und die serbischen Fans beleidigt habe.

Serbiens Konsulat in Australien streute dann noch eine Prise Rummenigge obendrauf. In einer Erklärung wurde die Entlassung des Journalisten gefordert, zudem eine Beschwerde bei der australischen Menschenrechtskommission eingereicht.

Am Montag nun sagte Jones „Sorry“. Erst persönlich, dann im TV. Der Turnierveranstalter teilte eilig mit, dass Djokovic die Entschuldigung angenommen habe. Menschenrechtslage also gerettet, diplomatische Krise zwischen Serbien und Australien abgewendet. Wobei, da ist ja noch diese Geschichte, von der Djokovic unmittelbar vor dem Turnierstart erstmals erzählt hatte.

Dass er vor drei Jahren, als er in Australien wegen einer fehlenden Corona-Impfung zwischenzeitlich in ein Quarantäne-Hotel gesteckt wurde, nachweislich mit „Blei und Quecksilber“ vergiftet worden sei. Nachfragen zu dem Thema ließ er aber keine zu. Klingt ja auch wirklich nicht so spannend.

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