Aus bei Australian Open :
Eva Lys im ungleichen Duell chancenlos

Lesezeit: 4 Min.
Geschlagen: Eva Lys verliert das Duell mit Iga Swiatek deutlich.
Gegen die übermächtige Nummer zwei der Welt endet die beeindruckende Reise der Eva Lys. Das Duell mit Iga Swiatek dauert weniger als eine Stunde. Bei den Herren gewinnt Jannik Sinner ein kurioses Match.
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Nach einem kurzen Smalltalk am Netz mit ihrer übermächtigen Gegnerin winkte Eva Lys ein letztes Mal ins Publikum und verließ lächelnd und erhobenen Hauptes die Rod Laver Arena. Im bislang größten Match ihres Lebens hatte die Tennisspielerin zwar eine Lehrstunde erhalten – aber nicht ihren Spaß verloren. Der erste weibliche „Lucky Loser“, der je das Achtelfinale der Australian Open erreicht hat, durfte sich auch ohne die erhoffte Sensation als Gewinnerin fühlen.

Ihre Reise in Melbourne ist nach dem 0:6, 1:6 gegen die polnische Weltranglistenzweite Iga Swiatek zu Ende. Nach nur 59 Minuten beendete Swiatek das ungleiche Duell.

Für die Nummer 128 der Weltrangliste Lys war das Turnier dennoch ein Riesenerfolg. Die Hamburgerin war in der Qualifikation gescheitert und erst 15 Minuten vor ihrem ersten Match als Nachrückerin noch ins Hauptfeld gerutscht. Dort sorgte sie mit drei Siegen für Furore und bekam den Spitznamen „Lucky Lys“ verpasst.

„Deutlich erwachsener und entspannter“

Es sei die „schönste Woche“ ihrer Karriere gewesen, sagte Lys: „Manchmal braucht man eben eine zweite Chance.“ Bundestrainer Torben Beltz sprach von einer „kleinen Cinderella-Story“, die auch den Weltranglistenzweiten Alexander Zverev begeisterte: „Ich hoffe, dass sie das auch mitnimmt und die nächsten Turniere weiterhin so spielen kann und nicht, dass es ein einwöchiges Ding sein wird.“

Der Erfolg zahlt sich für Lys im Ranking und auf dem Konto aus. Der Sprung in die Top 100 der Weltrangliste nach dem Turnier ist ihr ebenso sicher wie ein Preisgeld in Höhe von 252.000 Euro.

Es war ein Auftritt zur Primetime, in der größten Arena im Melbourne Park. „Für mich gibt es kein geileres Match“, hatte Lys vor dem Duell mit Swiatek gesagt. An seinem spielfreien Tag drückte auch Viertelfinalist Zverev die Daumen, er riet Lys: „Das soll sie genießen.“

Und das tat Lys zunächst. Gleich im ersten Returnspiel erarbeitete sie sich zwei Breakchancen – und damit mehr als die frühere US-Open-Siegerin Emma Raducanu im gesamten Match zuvor gegen Swiatek. Doch die Polin fing sich schnell und dominierte die Ballwechsel.

Für Lys, die mit dem „Lucky-Loser-Feeling“ angreifen wollte, war das Tempo oft zu hoch. So kam sie kaum in die Situation, ihre Power-Schläge auf den Platz zu bringen. Beim einzigen Spielgewinn zum 1:3 im zweiten Satz brandete großer Jubel in der ansonsten mucksmäuschenstillen Rod Laver Arena auf.

Die traumhaften Tage von Melbourne wird Lys dennoch nie vergessen. Es fühle sich „tatsächlich wie ein Märchen“ an, sagte Mutter Maria bei Eurosport. Ihre Tochter sei auf und neben dem Platz gehörig gereift: „Sie kommt mir deutlich erwachsener und entspannter rüber.“

Früher ist Lys oft gestrauchelt, wenn sie kurz vor dem Durchbruch stand. Inzwischen hat der „absolute Kopfmensch“ (Lys über Lys) Gelassenheit gelernt. Das betrifft auch den Umgang mit ihrer rheumatischen Autoimmunerkrankung, die sie im Vorjahr öffentlich gemacht hatte. „Ich muss auf meinen Körper achten, muss mich gut ernähren, mich gut erholen.“

Auch für den Kopf kommt nun die Erholung wie gerufen. Lys kann den Flug Richtung Heimat, den sie für sich und ihre Familie schon zweimal umbuchen musste, trotz der Lehrstunde im Achtelfinale mit einem gehörigen Glücksgefühl antreten.

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Sinner trotzt Beschwerden und Netzproblem

Bei den Herren gewann Vorjahressieger Jannik Sinner ein kurioses Achtelfinale mit körperlichen Beschwerden und einem ungewöhnlichen Netzproblem. Der Weltranglistenerste aus Italien setzte sich gegen den an Nummer 13 gesetzten Dänen Holger Rune 6:3, 3:6, 6:3, 6:2 durch, obwohl er gesundheitlich sichtlich nicht auf der Höhe war und zwischendurch auch von einem höchst seltenen Vorfall gestoppt wurde.

Beim Stand von 0:1 im vierten Satz schlug Sinner auf und traf die Netzkamera. Die Wucht war dabei so groß, dass die Schraube, die das Netz mit dem Boden verbindet, brach. Auf die Schnelle konnte das Problem nicht gelöst werden, beide Spieler mussten für rund 20 Minuten in die Kabine.

Längere Pausen hatte es zuvor schon wegen körperlicher Probleme beider Athleten gegeben. Sinner schleppte sich vor allem im dritten Satz zwischen den Ballwechseln über den Platz und verzog immer wieder schmerzverzerrt das Gesicht. In den Pausen hielt er sein Handtuch mit zittrigen Händen. 

Er habe sich schon am Morgen „sehr merkwürdig“ gefühlt, berichtete der zweimalige Grand-Slam-Turniergewinner, der sich beim Publikum für die Unterstützung bedankte: „Es war zu 90 Prozent eure Leistung, und zehn Prozent habe ich versucht, euch glücklich zu machen.“

Beim Stand von 3:2 nahm er eine medizinische Auszeit, nachdem auf dem Platz sein Blutdruck gemessen worden war. Dem Italiener ging es danach sichtlich besser. Nach dem verlorenen Aufschlag zum 3:5 nahm dann wiederum Gegner Rune eine medizinische Auszeit und ließ sich am rechten Bein behandeln.

Aus jeder Pause kam Sinner gestärkt zurück, er zog schließlich verdient ins Viertelfinale ein. Dort wartet der Sieger des Achtelfinals zwischen Alex Michelsen aus den USA und dem Australier Alex de Minaur.

Vor Sinner hatten bereits der deutsche Tennisstar Alexander Zverev, der serbische Rekord-Grand-Slam-Gewinner Novak Djokovic und der Spanier Carlos Alcaraz die Runde der besten Acht erreicht. Dort kommt es am Dienstag zum Duell zwischen Djokovic und Alcaraz.

Der 38 Jahre alte Gaël Monfils schied hingegen aus. Nach drei kraftraubenden Sätzen musste der Publikumsliebling zu Beginn des vierten Satzes gegen den 16 Jahre jüngeren Amerikaner Ben Shelton aufgeben. Zuvor hatte Monfils unter anderem mit einem Sieg über den Weltranglistenvierten Taylor Fritz (USA) in Melbourne aufhorchen lassen.

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