Vendée-Globe-Logbuch : „Die Wellen werden langsam beeindruckend“
In einer Nachricht an sein Team schrieb Herrmann, dass er vielleicht am Mittwoch gegen Abend den Hafen in Les Sables-d’Olonne erreichen werde. Doch wenn der Wind und die Wellen zu stark seien, könne es sich verzögern – es könnte auch passieren, dass er nicht direkt in den Hafen einfahren kann. Dann müsste er noch einige Tage allein auf See bleiben und ausharren.
Wie geht es Herrmann mit der Bummelei auf der Zielgeraden? Es scheint so, als hätte er sich damit angefreundet. In einer Sprachnachricht vom Samstag beschreibt er detailliert seine Umgebung und beschäftigt sich mit den geografischen Besonderheiten der Region. Zu der Zeit passierte er eine Naturschutzzone. Er betrachtete Berge, die aus dem Wasser ragten.
„Stellt euch die Klippen unter Wasser vor, das ist sicher sehr beeindruckend“, sagt Herrmann. Man möchte fast fragen: Sind hier, in dieser verborgenen Welt, die letzten Meerjungfrauen zu finden? Herrmann träumt sich unter Wasser, denn die Bedingungen oberhalb sind nicht so zauberhaft. Der Wind zerre am Boot, die Wellen seien „choppy“, kabbelig. Er könne sich deswegen nicht zurücklehnen.
In einem Video von Bord saust Herrmann am Sonntag durch hohe Wellen. „Die Wellen werden langsam beeindruckend“, schreibt Herrmann auf Instagram. Sie seien schon sechs Meter hoch und würden noch höher werden. Aktuell ist Herrmann auf der Höhe von Portugal im Atlantischen Ozean unterwegs und rauscht mit 13,5 Knoten Richtung Frankreich.
Das erste Mal während der Regatta liegt er ganz vorne und führt die Flotte an. Falls das so bleibt, würde er als Zwölfter das Ziel erreichen. Dicht hinter ihm fährt die britische Seglerin Samatha Davies (Initiatives-Cœur). Bei seiner letzten Weltumseglung vor vier Jahren kam Herrmann am 28. Januar an. Das Datum wird er wohl knapp verpassen.