Ampelassistent : Ferngesteuert
Die segensreiche Digitalisierung des Straßenverkehrs erklimmt die nächste Stufe. In Frankfurt fahren wir jetzt ganz entspannt von Ampel zu Ampel. Immer ist Grün.
Moderne Fahrzeuge seien wie eine Playstation auf Rädern, sagte dieser Tage der verantwortliche Baureihenleiter eines deutschen Herstellers. Derlei hört man immer wieder mal von Fachleuten aus der Industrie, aber erst nach Ende des offiziellen Teils einer Veranstaltung. Angespielt wird auf Touchscreen-Landschaften und Infotainment-Overkill, all die eingebauten Ablenkungen. Hinzu kommt ja noch der oftmals ungezügelte Gebrauch des Handys. In Frankfurt am Main hat der mittlerweile Mobilitätsdezernent genannte Verkehrsdezernent nun eine Smartphone-App namens traffic pilot vorgestellt. Sie soll, schön bunt aufbereitet, anzeigen, wie schnell oder langsam man am besten fährt, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen und nicht bei Rot anhalten zu müssen. Der Ampelassistent soll dabei helfen, Treibstoffverbrauch und Emissionen zu verringern und ein entspanntes, gleichmäßiges Fahren fördern. Klingt genial, oder?
Leider kommen beim Gedanken an die unentspannte Wirklichkeit leise Zweifel auf. Man kann sich das Gehupe, Vogelzeigen und Gedrängel gut vorstellen, wenn einer plötzlich wie ferngesteuert aus für Nachfolgende unerklärlichem Grund zuckelt, aufs Handy starrend. Mag ja sein, dass der Trafficpilot-Pilot im Zuge der Selbstoptimierung just in time eintrifft, aber die Mitglieder der Kolonne, die er hinter sich herzieht, eben nicht mehr. Dass die App vom Fahren ablenkt, befürchten auch ihre Entwickler, wie der Warnhinweis, es dürfe „nur in sicheren Verkehrssituationen auf das Display geschaut werden“, zeigt. Dazu ein Tipp: Die sicherste Verkehrssituation, um aufs Handy zu schauen, ist das Warten an der roten Ampel. 256.000 Euro hat den Steuerzahler die Entwicklung der Frankfurter App gekostet.