Konzert in Darmstadt :
Kat Frankies Körpererfahrung

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Im Februar 2024 hat das achtköpfige Ensemble die reine A-cappella-Bühnenshow in der Berliner Philharmonie aufgeführt.
A-cappella-Gesang vom Feinsten: Die Australierin Kat Frankie bringt mit „Bodies“ im Staatstheater Darmstadt ihre volle Show mit acht Sängerinnen auf die Bühne.
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Irgendetwas macht es mit einem Publikum, wenn es 90 Minuten lang nur reinen A-cappella-Gesang hört. Die australische Sängerin Kat Frankie (mit bürgerlichem Namen Kathryn Mellander) und ihre sieben Mitstreiterinnen haben nun mit ihrem Programm „Bodies“ die Zuhörer im Staatstheater Darmstadt derart berührt, dass sie den Sängerinnen minutenlang im Stehen applaudierten.

Mit Arrangements, die die Minimaldramatik von Philip Glass mit der Emotionalität von Gospel zusammenführten, haben sie eine anmutige Bühnenshow geboten, die den Zuhörern lange in Erinnerung bleiben dürfte.

Pandemie verhinderte Tournee

Der Zuschauerzuspruch ist seit Frankies ersten Ansätzen beim Elbjazz-Festival in der Hamburger Katharinen-Kirche im Jahr 2018 immer größer geworden. Die Corona-Pandemie hinderte die Wahlberlinerin Frankie aber daran, die Idee einer Tournee mit ausschließlichem A-cappella-Gesang früher umzusetzen.

Im bis auf den letzten Platz besetzten Staatstheater beginnt der Auftritt der acht Frauen vor acht Leuchtstelen. Dazwischen steht eine mobile Empore, die je nach Charakter der Songs einen neuen Bühnenaufbau erlaubt. Frankie entschuldigt sich scherzhaft dafür, keine Skateboards mitgebracht zu haben, um die Tauglichkeit des Objekts noch weiter zu testen.

Ihr Gesang setzt ein. Hummelschwärme sirren, bevor sich eine erste Melodie herausschält und dann Frankies Solostimme. Mangels Instrumenten kommt der gesamte Körper der Frauen zum Einsatz: Schnipsen, Klatschen, Stampfen und Klopfen auf den Oberschenkeln verbinden sich mit den Stimmen, die viel auf sich laden.

Im Fokus stehen die neuen Songs

Frankie, die vor 20 Jahren ohne Deutschkenntnisse oder Kontakte Berlin als neuen Lebensmittelpunkt wählte, hat alte Songs für fünf bis acht Stimmen neu arrangiert und noch unveröffentlichte Stücke wie „Marzahn, mon amour“ aus einem bald erscheinenden Soundtrack für dieses Format umgesetzt. Zentral sind aber die neun Stücke ihrer Ende vergangenen Jahres erschienen neuen Platte „Bodies“, die dem Bühnenkonzept auch den Titel gegeben hat.

Für ihren Song „Summertime“, der an die heißen Tage in ihrer Heimatstadt Sydney erinnert, hat sie drei Ventilatoren mitgebracht, die den Gesang zum Vibrieren bringen. „Versailles“, der stärkste Song des neuen Albums, handelt von Frauen der französischen Revolution, die mit ihrem Protest andere Menschen hinter sich scharten. Man kann ihn sich so vorstellen, als würde Peter Gabriels „Biko“, auch im weitesten Sinne ein Revolutionssong, ohne Instrumente in einer Kirche aufgeführt.

Zweimal kündigt die Sängerin den letzten Song des Abends an. Doch das Publikum will sie nicht loslassen. Es ist eine Abstimmung mit den Händen darüber, auch künftig reine Gesangsabende zu machen. Für Kat Frankie ist es erst der Start: Nach dem Auftakt in Bremen und Darmstadt folgt ein Dutzend weiterer Auftritte in Deutschland, eine Hand voll in Großbritannien und ein Konzert in Zürich. Die Zuschauer erwartet ein Abend voller Passion und Einkehr.

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