Lufthansa und Verdi: Streiks erfolgreich abgewendet

Der Tarifkonflikt des Lufthansa-Bodenpersonals ist gelöst. Die Schlichtung zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft Verdi hat zu einer Einigung geführt. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann sagte am Mittwochabend: „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden.“ Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky sagte: „Wir sind mit dem Ausgang der Schlichtung sehr zufrieden.“ Details zum Ergebnis nannten sie nicht. Die sollten am Donnerstag abschließend geregelt und in den jeweiligen Gremien der Tarifparteien beraten werden. Vor allem Verdi will sich intern rückversichern. Reschinsky sagte aber, er gehe davon aus, dass die zuständige Tarifkommission der Schlichtungsempfehlung folgen werde. Niggemann ergänzte: „Wir sind fest überzeugt, dass wir eine Einigung haben.“ Zu den Ergebnissen wurde am Mittwochabend lediglich bekannt, dass der neue Tarifvertrag 24 Monate laufen soll. Verdi hatte ursprünglich eine Laufzeit von nur einem Jahr gefordert, Lufthansa eine noch längere Laufzeit. Gespräche zwischenzeitlich „nahe am Abbruch“ Die am Montag begonnenen Schlichtungsgespräche unter der Leitung von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und dem früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit Frank-Jürgen Weise waren offenbar keineswegs einfach. Weise berichtete von einem Moment, in dem man „nahe am Abbruch“ gestanden habe, Verhandlungen in Kleingruppen hätten das Aus dann verhindert und zum Durchbruch geführt. „Wir haben sehr unterschiedliche Positionen ausgeglichen, sodass auf keiner Seite im Nachhinein ein Grollen bleibt“, fasste Weise zusammen. Ramelow ergänzte: „Es gibt eine Schlichtungsempfehlung, die einstimmig von den Beteiligten getragen wird.“ Zudem hätten sich beide Seiten auch zu Streitthemen jenseits das Tarifvertrags aufeinander zubewegt und Gespräche intensiviert. „Ich nenne das die neue Lufthansa“, sagte Ramelow. Mit der Übereinkunft ist es geglückt, dass Flugreisende zu Ostern nicht mehr mit Streiks des Lufthansa-Bodenpersonals rechnen müssen. Parallel zur Schlichtung hatte Verdi unter den Gewerkschaftsmitgliedern eine Urabstimmung über Erzwingungsstreiks eingeleitet – für den Fall, dass die Schlichtung scheitert. Das Abstimmungsergebnis liegt noch nicht vor. Laut einem Auszählungszwischenstand sollen sich aber mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden für weitere Streiks ausgesprochen haben. Untere Einkommensgruppen sollen stärker profitieren Verdi hatte in den Verhandlungen 12,5 Prozent mehr Gehalt gefordert, Lufthansa hatte vor der Schlichtung rund 10 Prozent in zwei Schritten angeboten. Weitgehend einig war man sich schon über eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro, zudem sollte die Zeit der unterschiedlichen Arbeitszeiten für Beschäftigte in Ost- und Westdeutschland enden. Dennoch hatte Verdi nach fünf Runden die Verhandlungen für gescheitert erklärt und eine Schlichtung vorgeschlagen. Der Wunsch der Gewerkschaft nach einem Sockelbetrag bei den Gehaltserhöhungen dürfte nun auch Teil des Ergebnisses sein. „Wir werden überproportional untere und mittlere Einkommensgruppen berücksichtigen“, sagte Lufthansa-Personalvorstand Niggemann. Er nannte das Ergebnis einerseits „gut“, andererseits aber auch „wirtschaftlich herausfordernd“, da Lufthansa hohe Investitionen in neue Flugzeuge und eine neue Kabinenausstattung vor sich habe. Gleichwohl erhoffte sich Niggemann, dass der Durchbruch mit Verdi nun positiv auch auf andere Tarifkonflikte im Konzern ausstrahlt. Ohne Einigung sind unter anderem die Verhandlungen mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO für das Kabinenpersonal der Lufthansa. Und auch bei der jungen Tochtergesellschaft Discover Airlines schwelen Konflikte um erstmals zu schließende Tarifverträge.