Grüner Wasserstoff :
Deutschlands Hoffnungsträger aus Angola

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Auf dem Gelände des Hafens Barra do Dande in Angola soll eine Elektrolyseanlage gebaut werden.
Ein Konsortium mit deutscher Beteiligung treibt in Angola ein Wasserstoff-Projekt voran. Die nötige Energie soll mit Wasserkraft gewonnen werden.

Eines der großen Grüner-Wasserstoff-Projekte mit deutscher Beteiligung auf dem afrikanischen Kontinent kommt voran. Die vier Anteilseigner eines mehr als eine Milliarde Euro schweren Investitionsvorhaben in Angola haben am Mittwoch auf einer Öl- und Gaskonferenz in Luanda eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Im kommenden Jahr sei die finale Investitionsentscheidung zu erwarten, sagte Stefan Liebing, der Geschäftsführer des beteiligten Projektentwicklers Conjuncta aus Hamburg der F.A.Z. Das Projekt mit einer Elektrolysekapazität von bis zu 600 Megawatt könnte noch in dieser Dekade als erstes dieser Art und Größenordnung südlich der Sahara starten.

Grüner Wasserstoff ist zu einem Hoffnungsträger geworden, seit der Druck auf Unternehmen steigt, auf klimafreundlichere Wertschöpfungsketten umzuschwenken. Nach dem Paris-Abkommen sollen die Emissionen von Kohlendioxid bis 2050 auf „Netto null“ reduziert werden, also nur noch auf eine geringe Restmenge, die von der Natur und durch andere Maßnahmen absorbiert und dauerhaft gespeichert werden kann. International kommen jedoch viele Projekte nicht so schnell voran wie erhofft. Wasserstoff wird als „grün“ bezeichnet, wenn bei der Elektrolyse Energie aus erneuerbaren Energiequellen genutzt wird.

In Afrika wittern einige Investoren vor allem wegen der hohen Sonnenintensität besonders hohes Potential. Von einer großen Chance für Afrika ist immer wieder die Rede, wobei afrikanische Regierungen den grünen Wasserstoff und Derivate wie Ammoniak nicht nur exportieren wollen, sondern auch auf eine weiterverarbeitende Industrie in den eigenen Ländern pochen. Die Herausforderungen sind allerdings ebenfalls groß, insbesondere in wasserarmen Regionen oder in Gegenden ohne grundlegende Infrastruktur. Trotz Sonne und Wind ist nicht jeder Standort geeignet.

Zehn Projekte in Namibia

In Deutschland erhält Namibia derzeit große Aufmerksamkeit. Etwa zehn Projekte sind dort von deutschen Unternehmen oder mit Unterstützung der Bundesregierung geplant, überwiegend handelt es sich um Pilotvorhaben. Am weitesten fortgeschritten ist das Hy Iron/Oshivela-Projekt, das erste grüne Eisenwerk in Afrika, das Ende des Jahres die Produktion aufnehmen soll. Die mit Abstand größte Grüne-Wasserstoff-Anlage soll in der Nähe von Lüderitz entstehen. Ein Konsortium namens Hyphen, an dem das deutsche Erneuerbare-Energien-Unternehmen Enertrag beteiligt ist, plant im ehemaligen Diamanten-Sperrgebiet Investitionen von 10 Milliarden Dollar, das entspricht nahezu der gesamten bisherigen Wirtschaftsleistung des südafrikanischen Landes. Außerhalb von Namibia befinden sich Großprojekte in Marokko, Ägypten, Südafrika und in Mauretanien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.

Das Konsortium in Angola setzt nicht auf Sonne oder Wind, sondern auf die Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle. Ein Wasserkraftwerk mit freien Kapazitäten existiere schon, ebenso große Teile der benötigten Infrastruktur wie Stromleitungen und ein Hafen, sagt Liebing. Das sei ein erheblicher Vorteil und ermögliche einen schnelleren Start. Strom aus Wasserkraft sei zudem günstiger als Strom aus Sonnen- und Windenergie und durchgehend verfügbar. Wie in Lüderitz soll in Angola aus der Synthese von Wasserstoff und Stickstoff Ammoniak produziert und dann exportiert werden. Grüner Ammoniak könne beispielsweise als kohlenstoffarmer Treibstoff für die Schifffahrt oder als Träger für den Transport von Wasserstoffenergie genutzt werden, hieß es in einer Mitteilung. In der ersten Phase sei eine Jahresproduktion von etwa 400.000 Tonnen geplant.

Der Unternehmer war früher Vorsitzender des Afrikavereins der Deutschen Wirtschaft und hat vor einem Jahr eine eigene Initiative zur Förderung von Investitionen in Afrika gestartet. An dem Vorhaben sind sein Unternehmen Conjuncta, die in Nürnberg beheimatete Gauff-Gruppe sowie Angolas staatlicher Öl- und Gaskonzern Sonangol beteiligt. Am Mittwoch schloss sich der in Dubai ansässigen Projektentwickler CWP Global dem Konsortium an. Angola ist der zweitgrößte Öllieferant in Afrika südlich von der Sahara. Der Staatskonzern Sonangol folgt dem internationalen Trend, indem er neben dem Geschäft mit fossilen Brennstoffen auch in erneuerbare Energien wie Solaranlagen investiert, um sich von einem Öl- und Gasförderer zu einem breiter aufgestellten Energiekonzern zu wandeln.

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