Warenhauskette: Galeria Karstadt Kaufhof steht offenbar vor der Übernahme

Die dauerangeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat offenbar neue Retter gefunden. Ein Konsortium aus dem US-Investor NRDC Equity Partners und dem Unternehmer Bernd Beetz soll sich im Bieterkampf gegen insgesamt drei Konkurrenten durchgesetzt haben. Das berichteten am Dienstag das „Handelsblatt“ und die Nachrichtenagenturen Reuters sowie dpa mit Verweis auf Verhandlungskreise. Dem Vernehmen nach habe der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Montagabend den Gläubigerausschuss informiert. Weder Galeria noch der Insolvenzverwalter wollten sich dazu gegenüber der F.A.Z. äußern. Allerdings soll am Mittwoch eine Pressekonferenz der Kaufhauskette stattfinden. Ein Verkauf an Investoren soll das Unternehmen aus der Finanznot retten. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren musste Galeria Karstadt Kaufhof im Januar Insolvenz anmelden. Die Gläubigerversammlung soll dann Anfang Mai die finale Entscheidung über die Übernahme treffen. Die Investmentgesellschaft NRDC gehört Richard Baker. Der kanadische Unternehmer besitzt auch eine Mehrheitsbeteiligung an den Warenhausunternehmen Hudson Bay Company (HBC) und Saks Fifth Avenue. Baker wäre nicht zum ersten Mal im deutschen Einzelhandel aktiv, war er doch schon von 2015 bis 2019 über HBC Eigentümer von Kaufhof. Jedoch scheiterte er daran, die Warenhauskette auf die Erfolgsspur zurückzuführen. Bekannte Investoren So fiel 2019 nach langem Zögern die Entscheidung, Kaufhof an die Signa-Gruppe von René Benko zu verkaufen. Signa soll damals eine Summe von einer Milliarde Euro aufgeboten und Kaufhofs Schulden übernommen haben. Im selben Jahr kam es zur Fusion von Karstadt und Kaufhof. Auch der zweite Investor, Bernd Beetz, ist kein Unbekannter und hatte schon mit Kaufhof zu tun. Als ehemaliger Chef des Kosmetikunternehmens Coty war er von 2018 bis 2019 Aufsichtsratschef von Kaufhof. Heute ist er Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim. Es ist allerdings noch offen, wie viele der 92 Galeria-Filialen das Konsortium wohl am Leben halten will. Galeria muss seit Jahren Verluste verkraften. Auch eine Staatshilfe in Höhe von 680 Millionen Euro konnte nicht verhindern, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren Dutzende Filialen schließen und Tausende Stellen streichen musste. Mitarbeiter verzichteten immer wieder auf Lohnerhöhungen und Gläubiger auf geliehenes Geld. Nach Angaben von Galeria werfen aktuell 60 der 92 Filialen Gewinne ab. Vor allem unter jenen 18 Filialen, die bislang der Galeria-Eigentümerin Signa gehört haben, fällt die finanzielle Lage wegen hoher Mieten düsterer aus. In manchen Filialen mache das operative Ergebnis schon vor Abzug von Mieten nur 20 Prozent des Umsatzes aus. Bei diesen Standorten würden die Mieten noch einmal weitere 15 bis 17 Prozent der Erlöse aufzehren. Komplette Trennung von Signa Galeria legte einen Korridor für angemessene Mieten fest, der zwischen 6 und 11 Prozent des Umsatzes liegt. Als Ziel der Filialrettung rief Insolvenzverwalter Denkhaus ein „Filialnetz von 60 plus x“ aus. „Wir versuchen, das bestmögliche Filialnetz zu erhalten, und wir kämpfen wirklich um jede Filiale“, sagte Denkhaus im März. Der Galeria-Geschäftsführer Olivier Van den Bossche will sich in allen Belangen von dem umstrittenen österreichischen Immobilienunternehmen Signa lösen, das in den vergangenen Monaten negative Schlagzeilen machte. 2023 wurde bekannt, dass die Gruppe mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Ende November 2023 meldete Signa Insolvenz an. Gegen Signa-Gründer René Benko laufen strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche. Galeria sitzt in Essen in einer Zentrale, die zum Konzern von Benko gehört. Um wieder erfolgreich zu sein, braucht es wohl weitere Veränderungen. Im März sagte Van den Bossche in einem Gespräch mit der F.A.Z., dass sich Galeria auf bestimmte Verkaufsbereiche stärker fokussiert werde. Dabei gehe es unter anderem darum, dass andere Unternehmen etwa auf angemieteten Flächen ihre Produkte an den Kunden bringen können. Van den Bossche sprach von einem großen Lebensmitteleinzelhändler.