Drei Jahre Haft :
Scherbengericht über Thomas Middelhoff

Ein Kommentar von Holger Steltzner
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Thomas Middelhoff am Freitag im Gericht in Essen

Thomas Middelhoff soll drei Jahre ins Gefängnis. Schneller aufgestiegen und tiefer gestürzt ist kaum ein Manager vor ihm. Dabei war er auch ein Produkt seiner Zeit. Ein Kommentar.

Schneller aufgestiegen und tiefer gestürzt ist kaum ein Manager vor ihm. Thomas Middelhoff, oder Big T, wie ihn so mancher Journalist ehrfürchtig nannte, als er noch durchaus erfolgreich und mit beeindruckendem Charisma die anderen – damals wie heute – meist grauen Manager in Deutschland überstrahlte, muss ins Gefängnis. Wegen Fluchtgefahr wurde er nach dem Urteil sogar in Untersuchungshaft gesteckt.

So ein Scherbengericht hat man noch nicht erlebt. Die ehemalige Spitzenkraft der Wirtschaft trat zuletzt vor vielen Gerichten des Landes auf, wahlweise als Angeklagter, Kläger oder Zeuge – und auch das tat er mit der Geste des selbstsicheren und weltläufigen Geschäftsmannes. Noch während sich die Schlinge um ihn immer enger zog, als etwa der Gerichtsvollzieher ihm seine Armbanduhr pfändete oder er mal wie eine Katze über das Dach des Gerichtsgebäudes vor den Fotografen flüchtete, hielt er trotz zunehmender Finanznot an der Fassade des Strahlemanns fest.

Damit ist es nun vorbei. Jetzt, wo Middelhoff am Boden liegt, sollte man der Versuchung widerstehen, nachzutreten. Er war in guten wie in schlechten Zeiten als Manager auch ein Produkt seiner Zeit.

Den damals drögen Medienkonzern Bertelsmann führte er ins Internet und bescherte ihm Milliardengewinne durch den nicht ganz freiwilligen Verkauf von AOL. Danach scheiterte Middelhoff auf ganzer Linie. Die „Sanierung“ von Karstadt endete im Fiasko. Der Charismatiker machte die Quelle-Erbin Schickedanz arm und verlor sich selbst als Investor im Gestrüpp dubioser Fonds vom Bankhaus Oppenheim.

Seine Unfähigkeit zu unterscheiden zwischen dem eigenen Vorteil und dem Nutzen für die Firma brach ihm vor Gericht das Genick. Er hatte sich auf Kosten anderer bereichert, vielleicht sogar, ohne sich dessen bewusst zu sein. Für so ein Verhalten sind unreflektierte Menschen anfälliger als andere. Aber erst die grenzenlose Bewunderung, die heute niemand mehr geteilt haben mag, macht aus solchen Leuten gefährliche Verführer. Nun hat Middelhoff alles verloren: Ruhm, Geld und Freunde. Vor solch einem Absturz ist nur geschützt, wer auch im Erfolg zwischen dem Amt und der Person zu unterscheiden weiß. Und wer dann auch noch im richtigen Moment loslassen kann, kann sogar ein wirklich Großer werden.

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