Design : Neuanfang mit Holz
Es ist ein Neuanfang, der nicht ganz reibungslos verlief. Und doch öffnen sich in genau einer Woche die Türen der Mailänder Messe für einen Supersalone. Zweimal musste der Salone del Mobile coronabedingt ausfallen. Nun wird die größte Möbel- und Einrichtungsmesse der Welt, die sonst im April stattfindet, nachgeholt. Sie wird, so viel steht fest, kleiner sein als sonst – statt zweieinhalbtausend kommen nur 423 Hersteller, und sie präsentieren sich auch nicht in mehr als zwei Dutzend, sondern nur in vier Hallen. Denn, so die Idee von Kurator Stefano Boeri und seinem Team, es gibt keine großflächigen Stände, vielmehr wird in die Höhe gebaut. Die Aussteller zeigen ihre Neuheiten also wie in Schaufenstern, an denen – auch das ist neu – jeder, der mag, vorbeispazieren kann. Mit viel Fachpublikum, schon gar aus dem Ausland, rechnen die Veranstalter in diesen Pandemie-Zeiten nicht.
Es ist ein Neuanfang, und viele Messegesellschaften werden neugierig nach Mailand blicken. Denn es geht auch um die Zukunft der Messen in ihrer alten Form. Ist es noch zeitgemäß, dass Zehntausende aus aller Welt an einem Fleck zusammenkommen, nur um sich ein paar neue Möbel anzuschauen? Das ging die vergangenen eineinhalb Jahre doch auch ganz gut digital.
Monatelang wurde auch hinter den Kulissen über den Sinn dieses Supersalone diskutiert. Schließlich werden die Neuheiten gewöhnlich im Frühjahr vorgestellt. Nächsten April ist schon der nächste, der offizielle Salone del Mobile geplant. Wozu also diese Veranstaltung im September? Über die Frage kam es offenbar zum Streit. Der Präsident des Salone, Claudio Luti, trat zurück. Ihm folgte die erste Frau auf dem Posten: Maria Porro wird nächsten Sonntag den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella auf dem Messegelände begrüßen und mit ihm den Supersalone eröffnen.
Es ist ein Neuanfang, und weitere Messen werden folgen. Ganz auf sie verzichten kann man – noch – nicht. Möbel will man nicht nur sehen, sondern auch erleben. Dass in einem Jahr wie diesem Nachhaltigkeit zu einem noch größeren Thema geworden ist, kann dabei keinen verwundern. Hersteller und Designer tragen ihren Teil bei – und haben vor allem ein Material wiederentdeckt: Holz.