Empedokles-Entdeckung :
Hier fühlt er wie ein Gott in seinen Elementen sich

Von Hans Bernsdorff
Lesezeit: 5 Min.
Sein Lebensweg ist durch Feuer und Rauch gekennzeichnet: Rosso Fiorentino zeichnete Empedokles als Pilger. Der Stich stammt von René Boyvin.
Wiederholt sich die Sensation von 1999? In Lüttich wird ein Papyrusfragment präsentiert, das ein weiteres Teilstück der „Physika“ des Empedokles sein könnte.
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Stellen wir uns vor, alle Exemplare von Schillers „Wilhelm Tell“ wären in den Kriegen des zwanzigsten Jahrhunderts vernichtet worden und wir kennten das Werk nur noch, weil der Büchmann daraus geflügelte Worte wie „Der kluge Mann baut vor“ oder „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ bringt, weil Theaterführer den Inhalt des Stücks zusammenfassen oder Grammatiken einzelne Verse als Beispielsätze zitieren. Weite Teile der antiken Literatur sind auf diesem indirekten Weg höchst lückenhaft überliefert, darunter die Hauptwerke der griechischen Philosophie vor Platon. Wir kennen sie nur, weil spätere Autoren aus ihnen zitieren oder ihre Lehrmeinungen referieren. Diese Armseligkeit der Überlieferung steht in betrüblichem Gegensatz zu der Bedeutung, die frühgriechische Denker durch ihr „anfängliches Fragen“ (Uvo Hölscher) für die gesamte europäische Philosophiegeschichte bis hin zu so gegensätzlichen Köpfen wie Martin Heidegger und Karl Popper besitzen.

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