Versagen der Diplomaten : In Sudan macht sich jeder die Hände schmutzig

Das drittgrößte Land Afrikas ist zerrüttet, es geht um Bodenschätze, Einflusssphären und Millionen von Flüchtlingen. Unser Kolumnist nennt drei Gründe, warum die Welt wegschaut.
Die öffentliche Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Scheinwerfer – sie taucht einiges in grelles Licht, der Rest bleibt im Dunklen. Das gilt besonders für internationale Konflikte. Die Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie der vorherige Terroranschlag der Hamas stehen im Blick der Weltgemeinschaft, während sich die weltgrößte humanitäre Katastrophe in Sudan außerhalb des Lichtkegels abspielt.
Dabei tobt in dem ostafrikanischen Land seit April 2023 ein brutaler Bürgerkrieg mit fatalen Folgen für seine knapp 50 Millionen Einwohner: Über 150.000 Menschen sollen den Konflikt schon jetzt mit ihrem Leben bezahlt haben, nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden mehr als zwölf Millionen Menschen vertrieben, die Hälfte der Bevölkerung hungert.
Die Hungersnot im drittgrößten Land Afrikas ist allein menschengemacht, verursacht haben sie die verfeindeten Gewaltunternehmer Abdel Fattah al-Burhan als Befehlshaber der sudanesischen Armee und Mohammed Hamdan Dagalo mit seiner Miliz Rapid Support Forces (RSF). Sie töten und vertreiben Zivilisten, verhindern, dass Bauern ihre Felder bestellen, und blockieren regelmäßig Hilfsgüter.
Warum also wird die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit weitgehend ignoriert? Zunächst verweigert sich der Konflikt einer einfachen Erzählung von Gut gegen Böse, da beide Seiten massive Gräueltaten begehen. Zweitens wirkt der Konflikt bislang kaum über die Region hinaus – die Flüchtenden bewegen sich innerhalb des Landes oder fliehen in Nachbarstaaten wie den Tschad. Drittens wirken die Öffentlichkeit und selbst erfahrene Außenpolitiker in Washington, Paris und Berlin wegen der zahlreichen internationalen Krisen erschöpft.
Druck von außen ist angesichts des Leids in Sudan jedoch entscheidend. Der Weltsicherheitsrat verlängerte in diesem Monat nur das Waffenembargo für die Region Darfur und erhielt seine bisherigen Sanktionen aufrecht. Zwingend nötig ist aber, dass keine Munition und Waffen mehr nach Sudan gelangen. Andere Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate verdienen außerdem offensichtlich blendend am Goldabbau in Sudan. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben. Schließlich müssen dringend mehr Hilfslieferungen ins Land gehen – und zwar schnell.