Filmklassiker „Sieben“ : Blick das Böse an
Wer von den Todsünden handelt, muss ihren Begriff ernst nehmen. Er gilt keinen schlimmen Verfehlungen, sondern den tödlichen. Weder das Lügen noch die Treulosigkeit oder der Betrug findet sich unter ihnen. Weder Geiz noch Grausamkeit oder Angeberei werden als Todsünde bezeichnet. Auch die protestantische Ansicht, der Mensch sei als solcher in Gefahr, ein gottabgewandtes Leben zu führen, greift am Begriff der Todsünde vorbei. Denn der meint etwas viel Konkreteres. Wollte man eine Einheit der sieben Todsünden – Völlerei, Habgier, Trägheit, Wollust, Hochmut, Neid und Zorn – bezeichnen, so könnte sie darin liegen, eine suchthafte Hingabe des Menschen an etwas Böses zu sein, das er in sich findet. Gemeint sind verschiedene Arten, sich in sich selbst zu verschließen. Eine Todsünde begeht man nicht, man verfällt ihr. Sie ist keine einzelne Verfehlung, keine Handlung, sondern ein Habitus. Sie wird nicht mit schlechtem Gewissen begangen, sondern in grimmigem Bestehen darauf, genau so und immer weiter so sündig leben zu wollen.
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