Laudatio auf Bodo Kirchhoff : Wir sind doch alle Gefühlstiere

Er ist ein Klassiker unserer Gegenwart, das Gegenteil eines zappelnden Stadtneurotikers, ein scharf konzentrierter Beobachter der Wirklichkeit: Zur Verleihung der Goethe-Plakette an Bodo Kirchhoff.
Die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt wird, so habe ich es gelesen, verliehen an „Dichter, Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler und andere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, die durch ihr schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind“. Natürlich ist Bodo Kirchhoff dieser „dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung“ würdig. Nein, nicht als ein Dichterfürst. Er ist es als ein bedeutender Schriftsteller unseres Landes und weit über dessen Grenzen hinaus. Er ist ein Klassiker unserer Gegenwart. Und gewiss hat er seinen Teil zu einer „Wahlverwandtschaft“ mit Goethe zu sagen. So viel ist jedenfalls sicher: Gerade in den „Wahlverwandtschaften“, diesem Meisterstück Goethes, lassen sich Parallelen zu Kirchhoffs Werk erkennen – in der atemraubenden Textur, im fragilen Zauber eines Gewebes aus hin- und hergerissenem Verlangen und Verwirrung der Geschlechter.