Lothar Müller wird 70 :
Kritik ohne Skandal

Lesezeit: 6 Min.
Lothar Müller wurde am 31. Oktober 1954 in Dortmund geboren, als Sohn eines Lehrers für Mathematik, Physik und Chemie, dem er trotz zweitem Staatsexamen in der Laufbahn nicht folgte. 2008 erhielt er den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die ihn 2021 zum Mitglied wählte.
Am Fall eines in deutscher Übersetzung nie gedruckten Hitler-Romans kann er die ganze Problematik der Suhrkamp-Kultur verdeutlichen: Zum siebzigsten Geburtstag des Literaturkritikers Lothar Müller.
Merken
Zur App

Die Geschichte der modernen Literatur ist eine Geschichte der Skandale. Bei näherer Betrachtung allerdings nur zu kleineren Teilen. Der größere Teil ihres Stoffes müssen verhinderte oder versäumte Skandale sein, sonst hätten die Skandalbücher und Skandalrezensionen gar kein Aufsehen erregen können. Zu dem von Jan Bürger und Stephan Schlak herausgegebenen Heft der „Zeitschrift für Ideengeschichte“ zum hundertsten Geburtstag von Siegfried Unseld hat Lothar Müller einen Aufsatz über einen vermiedenen Skandal des Jahrs 1979 beigesteuert. George Steiner, von dem bei Suhrkamp seit 1969 drei Bände mit literaturwissenschaftlichen beziehungsweise kulturkritischen Essays erschienen waren, bot Unseld sein in den Vereinigten Staaten schon publiziertes Debüt als Romanschriftsteller an: „The Portage to San Cristobal of A.H.“.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.
  翻译: