Tom Nairn gestorben :
Er machte seine Geschichte aus freien Textstücken

Lesezeit: 5 Min.
Nicola Sturgeon, die Erste Ministerin von Schottland, nannte Tom Nairn in ihrem Nachruf „einen der größten Denker, politischen Theoretiker und Intellektuellen, die Schottland je hervorgebracht hat“.
Analytiker der englischen Monarchie, Programmatiker des schottischen Nationalismus: Tom Nairn ist im Alter von neunzig Jahren gestorben.
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Die Idee eines rheinischen Kapitalismus ist geläufig. Gerne wird sie verwendet, um zu erklären, dass dem halbierten, von der Zentralmacht Europas zum Außenposten der westlichen Welt geschrumpften deutschen Nationalstaat nach 1949 ein verblüffend schneller wirtschaftlicher Wiederaufstieg gelang. Geographische Verhältnisse und religionshistorische Verhaltensdispositionen wirkten demnach zusammen, um eine durch Routinen der Kooperation zeitgemäß abgemilderte Variante der individualistischen Erwerbsgesinnung zu befördern. Die komplementäre Idee, dass der Marxismus ein rheinischer Sozialismus sei, setzte der schottische Publizist Tom Nairn in die Welt. Besser sagt man, um seinen Publikationsstil von der Manifestation als der Äußerungsform des konventionellen Marxismus abzusetzen: Er ließ diese Idee fallen, warf sie seinen Lesern hin, bei Gelegenheit, und hätte es vielleicht auch ohne Gelegenheit getan, wie einen Witz, den man irgendwann loswerden muss.

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