Zum Tod von Hilary Mantel :
Die Geisterseherin

Lesezeit: 4 Min.
Als sie neun oder zehn Jahre alt war, las sie „Jane Eyre“ von Charlotte Brontë und erfuhr zum ersten Mal, „dass es noch einen Kopf in der Welt gab, der sich wie meiner anfühlte“: Hilary Mantel (6. Juli 1952 bis 22. September 2022).
Sie verband Spiritualismus und Rationalismus: Mit drei Romanen über Thomas Cromwell, der in England die Herrschaft der Kirche brach, wurde sie weltberühmt. Zum Tod der englischen Schriftstellerin Hilary Mantel.
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Am 9. Januar 1997, kurz nach elf an einem dunklen, von Schneeregen gezeichneten Morgen, sah Hilary Mantel ihren toten Vater, der in einem Zug zwischen den Londoner Bahnhöfen Clapham Junction und Waterloo saß. So hat sie es in der „London Review of Books“ geschrieben, vier Monate später, in der Ausgabe mit dem Datum des 22. Mai. Als Kurzgeschichte war der Text auf der Titelseite der Zeitschrift angekündigt, zu der sie in dreißig Jahren 55 Re­zensionen, Tagebuchblätter und andere Stü­cke beitrug, aber der Text selbst enthält kein einziges Signal der Fiktionalität. Von der Form her könnte man ihn ebenso gut wie eine kurze Geschichte einen kurzen Be­richt nennen. Der realistische Duktus, den der Schneeregen als Londoner Lokalkolorit vorgibt, wird ungerührt durch­gehalten: Diffuse atmosphärische Be­dingungen erzwingen genaues Hinsehen.

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