Zum Tod von Hilary Mantel : Die Geisterseherin
Am 9. Januar 1997, kurz nach elf an einem dunklen, von Schneeregen gezeichneten Morgen, sah Hilary Mantel ihren toten Vater, der in einem Zug zwischen den Londoner Bahnhöfen Clapham Junction und Waterloo saß. So hat sie es in der „London Review of Books“ geschrieben, vier Monate später, in der Ausgabe mit dem Datum des 22. Mai. Als Kurzgeschichte war der Text auf der Titelseite der Zeitschrift angekündigt, zu der sie in dreißig Jahren 55 Rezensionen, Tagebuchblätter und andere Stücke beitrug, aber der Text selbst enthält kein einziges Signal der Fiktionalität. Von der Form her könnte man ihn ebenso gut wie eine kurze Geschichte einen kurzen Bericht nennen. Der realistische Duktus, den der Schneeregen als Londoner Lokalkolorit vorgibt, wird ungerührt durchgehalten: Diffuse atmosphärische Bedingungen erzwingen genaues Hinsehen.