Rezension: Sachbuch :
Ein Chor herrlicher Stimmen, alle ein eigenes Lied singend

Lesezeit: 11 Min.
Vom schwierigen Umgang mit den Literaten: Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt feiert ihren fünfzigsten Geburtstag

In der langen Geschichte der Akademien in Deutschland spielen Schriftsteller bis ins zwanzigste Jahrhundert keine Rolle. Im Jahr 1926 richtete man in der "Preußischen Akademie der Künste" zwar eine "Sektion für Dichtkunst" ein. Die Akademien in Mainz, Berlin, Hamburg, München und Darmstadt entstanden aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg und waren den Wissenschaften vorbehalten. Sie sollten den Gelehrten die Möglichkeit geben, außerhalb der Universität, aber doch nicht im politischen Raum, eine nationale Aufgabe zu erfüllen. Das Modell dafür fand man in der protestantischen Lehre von den zwei Reichen: Man erkennt die politische Macht an, aber sie muss auf die Kanzel hören. Die Gelehrten aber sträubten sich, ihre Akademie den Dichtern zu öffnen. Goethe und Grillparzer, Ehrengäste der Akademien in München und Wien, gehörten zu den seltenen Ausnahmen. Dass sie aufgenommen wurden - daraus sprach, anders als es den Anschein hat, eine Verehrung, die sich der Unterschiede versicherte. Noch sah man in der Literatur nicht den Königsweg zur Erneuerung der kulturellen Öffentlichkeit.

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