Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten :
Berlin, dieser Emporkömmling

Von Martin Halter
Lesezeit: 5 Min.
Ein zorniger, wehmütiger Blick zurück auf ein Land, das es nicht mehr gibt: Jochen Schimmang trauert in seinem Roman „Das Beste, was wir hatten“ um die Rheinische Republik.
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Wie Hitlers Kronjurist klammheimlich zur Identifikationsfigur enttäuschter Achtundsechziger wurde, gehört zu den merkwürdigsten Paradoxa bundesdeutscher Geschichte. Insofern ist es kein Zufall, dass Gregor Korff, der scheue Liebhaber der alten Bundesrepublik, sich in den Irr- und Umwegen von Carl Schmitts politischer Biographie wiedererkennt. „Dezisionismus-Korff“, der vom Maoisten zum Spin Doctor der Regierung Kohl konvertierte linke Melancholiker, hat nicht nur über Carl Schmitt und seinen Einfluss im Nachkriegsdeutschland geforscht und gelehrt. Am Beginn seiner Karriere stand 1968 die „Politische Romantik“ seiner Generation, am Ende die Einsamkeit des versprengten Partisanen. Dazwischen lag sein Flirt mit der Macht, das Missverständnis eines desillusionierten Intellektuellen, der sich in seiner Zuschauerloge eingerichtet und mit einer „Loyalität ohne Glauben“ nach oben gemogelt hatte. Und was für Schmitt die serbische Hochstaplerin, war für Korff Sonja, die Stasi-Agentin: eine Liebesbetrügerin, die ihn närrisch vor Glück machte, ehe sie nach der Wende spurlos verschwand.

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