Rezension: Belletristik :
Nur dem Sieger wedelt die Kuh

Lesezeit: 4 Min.
Thor Kunkel wildert im Schwarzlicht-Terrarium
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Das Dasein, wer wollte das bestreiten, ist eine Zumutung. Besonders für jene, die aus zerrütteten Familien stammen und im Asozialenmilieu aufgewachsen sind, zum Beispiel in der finstersten Zone des Frankfurter Gallusviertels, die der politisch unkorrekte Volksmund "Kamerun" nennt. Wer Glück und Talent hat und beizeiten Stammgast in der Leihbibliothek wird, wie Thor Kunkel, kämpft sich aus dem nackten Elend bis an die Städel-Kunstschule durch, lernt Filmemachen in Amerika, faßt Fuß in der Werbebranche und landet schließlich als hochdotierter Creative Director in Holland. Aber auch im edlen Altbau-Ambiente des Amsterdamer Südens läßt sich die Erinnerung an die "Angstgegend" der frühen Jahre nicht verdrängen, und so beginnt der glimpflich Emporgekommene, sein Jugendtrauma in Buchform zu verarbeiten. Es entsteht ein Monstermanuskript von knapp tausend Seiten, das nach allerlei Irrwegen durch spitzfingrige Lektorenhände, in Absagebriefen als "obszön" und "menschenverachtend" geschmäht, bei einem bis dato sehr angesehenen Verlag auf Gegenliebe stößt. Mehr noch: Mit dem ersten Kapitel räumt der Außenseiter beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1999 den Ernst-Willner-Preis ab, nachdem er den Hauptpreis um Haaresbreite verfehlt hat.

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