Wenn einem so viel Schönes wird beschert
Der Dichter Peter Rühmkorf stellte einmal die maliziöse rhetorische Frage, ob und wenn: welche Durs-Grünbein-Gedichte denn ein moderner Bildungsbürger auswendig könne. Antwort: keine. Ganz so düster sieht es mit dem meistgelobten deutschen Lyriker, der im Alter von 33 Jahren schon den ehrenvollsten Literaturpreis, den Büchnerpreis, zugesprochen bekam, dann doch nicht aus. Viele seiner Gedichte haben es in Anthologien, einige sogar in Schulbücher geschafft. Die Voraussetzungen zum Auswendigwissen sind also gegeben. Aber Rühmkorf hat einen wunden Punkt berührt. Grünbeins aktuelle Texturen - und das zeigt auch sein neuer Gedichtband "Strophen für übermorgen", der genau hundert Gedichte und kurze Gedichtzyklen aus der jüngsten Produktion versammelt - muss man eher als geformte Kurzprosa verstehen. Warum?