Meghan Markle vs. Piers Morgan :
Gute Presse

Michael Hanfeld
Ein Kommentar von Michael Hanfeld
Lesezeit: 2 Min.
Es war einmal: Queen Elisabeth und Meghan Markle gemeinsam bei einer Veranstaltung im Jahr 2018
Das Interview von Meghan Markle und Prinz Harry und der Abgang des Journalisten Piers Morgan spalten Großbritanniens Presse und Gesellschaft. Jetzt folgt die nächste Kündigung.

Was macht man, wenn man ein zurückgezogenes Leben führen will, fernab von pomp and circumstances, Politik und Öffentlichkeit? Man macht es wie Meghan Markle und gibt seiner Freundin, der berühmtesten Fernsehtalkerin der Welt, Oprah Winfrey, ein Interview.

Darin formuliert man eine Anklage gegen das britische Königshaus, wie sie härter nicht ausfallen könnte: Rassismus (insbesondere dem Sohn gegenüber) und fehlendes Gespür für die Not der von Suizidgedanken heimgesuchten Herzogin. Das ruft die Geschichte von Lady Diana auf und die weltweite Antirassismusbewegung auf den Plan.

Die Frage, die niemand beantworten kann, ist nur, ob alles sich so zugetragen hat, wie Meghan erzählt. Der britische Fernsehmoderator und einschlägig ausgewiesene Boulevardjournalist Piers Morgan sagte, er glaube Meghan kein Wort, und polterte gegen „Prinzessin Pinocchio“.

Was folgte, ist bekannt: Mehr als vierzigtausend Beschwerden beim Sender ITV, Eingabe von Meghan selbst, Streit mit dem „Good Morning Britain“-Kollegen von der Wettervorhersage vor laufender Kamera, Abgang, Kündigung, Beharren auf dem eigenen Standpunkt.

Damit aber ist die Geschichte nicht vorbei. Das Interview von Meghan und die Demission Morgans spalten die britische Presse und Öffentlichkeit. Es geht um Sein oder Nichtsein, um Wahrheit und Lüge, um Meinungsfreiheit und das, was man „Cancel Culture“ nennt.

Als deren Opfer mag sich nach Piers Morgan nun auch Ian Murray fühlen, der Geschäftsführer des britischen Journalistenverbands „Society of Editors“. Er hatte den von Meghan und Harry erhobenen Vorwurf zurückgewiesen, die britische Presse sei rassistisch. Woraufhin Murray und sein Verband, der die „National Press Awards“ vergibt, wiederum heftig angegriffen wurden. Es gab die ersten Absagen, die Moderatorin der Gala drohte abzuspringen, mehr als zweihundert Redakteure unterschrieben einen offenen Brief.

Bekommt Rückendeckung durch die britische Medienaufsicht: der Journalist Piers Morgan
Bekommt Rückendeckung durch die britische Medienaufsicht: der Journalist Piers Morgandpa

Murray trat zurück, um Schaden vom Verband abzuwenden. Er habe die Society of Editors zu Recht verteidigt, nur wohl deutlicher machen müssen, dass man „jegliche Bigotterie“ ablehne. Der Verband teilte mit, in den Medien müsse noch viel Arbeit geleistet werden, um Diversität und Inklusion zu verbessern.

Welches Zeugnis man der britischen Presse, den Boulevardmedien zumal, ausstellen mag; ob man Piers Morgan für einen eitlen Schaumschläger oder unberechenbaren Querkopf hält, wird man doch feststellen dürfen, dass Meghan (und Prinz Harry) die Öffentlichkeit an sich nicht meiden. Sie haben auch nichts gegen Journalisten und deren veröffentlichte Meinung. Vorausgesetzt, sie fällt aus wie bei Oprah Winfrey.

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