Zeruya Shalevs Protest : Das leere Haus
Es ist nicht so, dass sie in den vergangenen Monaten nicht demonstriert hätte. Das hat sie. Sie hat sich in Israel an Kundgebungen und Protestmärschen beteiligt, auf manchen auch Reden gehalten. Doch als am vergangenen Wochenende der Tod der sechs israelischen Geiseln im Gazastreifen bekannt wurde, wuchs die Verzweiflung noch mal mehr. Und die Schriftstellerin Zeruya Shalev beschloss, eine Protestaktion zu realisieren, über die sie schon seit ein paar Wochen nachgedacht hatte. Sie schrieb eine E-mail an Freunde und Bekannte: Sie wolle sich an den israelischen Präsidenten mit der dringenden Bitte wenden, „eine starke und klare Stimme gegen die anhaltende kriminelle Vernachlässigung unserer entführten Brüder und Schwestern und des gesamten Landes zu erheben“. Sie wolle ihn daran erinnern, „dass die Hauptpflicht des Staatsbürgers Nummer eins“ die sei, die er gegenüber seinen Mitbürgern habe. „Zu diesem Zweck“, schrieb Shalev, „werde ich am Mittwoch, den 4. September 2024, von 11 Uhr bis 23 Uhr vor der Residenz des Präsidenten in Jerusalem stehen und hoffe, dass ihr euch mir anschließt“.