Neue Regel im Humboldt-Forum :
Welcher Spender darf's denn sein?

Andreas Kilb
Ein Kommentar von Andreas Kilb
Lesezeit: 2 Min.
Ein ideales Streitobjekt: Das Humboldt-Forum im Berliner Schloss
Die Stiftung Humboldt Forum hat eine Richtlinie zur Annahme von Spenden veröffentlicht. Die Kriterien sind so formuliert, dass sie im Zweifelsfall fast jeden ausschließen – oder keinen.
Merken

Die Stiftung Humboldt Forum hat ei­ne neue Richtlinie für ihren Umgang mit Spenden verabschiedet. Darin heißt es in Paragraph 8, Absatz 2, Punkt 5, die Stiftung dürfe keine Zu­wen­dungen annehmen, wenn sie von Spenderinnen oder Spendern stammen, „de­ren öffentliche Äußerungen oder Verhaltensweisen eine Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Ge­schlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Al­ters oder der se­xu­ellen Identität anderer Menschen erkennen lassen“. Tatsächlich?

Die HuFo-Stiftung, das ist wahr, hat reichlich Ärger gehabt, nachdem herauskam, dass unter den Spendern für die rekonstruierte Fassade des Berliner Hohenzollernschlosses auch AfD-Politiker, Autoren der „Neuen Rechten“ sowie der notorisch preußennostalgische Privatbankier Ehrhardt Bödecker waren. Allerdings sitzt die AfD qua Proporz auch im Stiftungsrat des Humboldt-Forums, sodass die Stiftung irgendwann in die Verlegenheit kommen könnte, Spenden aus ihrem eigenen Leitungsgremium ablehnen zu müssen. Und zu Bödecker hat das hoch seriöse Münchner Institut für Zeitgeschichte gerade in einem eigens beauftragten Gutachten festgestellt, er habe zwar als Hobbyhistoriker eine völlig unwissenschaftliche „Preußen-Imagination“ ge­­züch­tet, aber ne­ben antisemitischen Klischees wie der Holocaustrelativierung auch „die Konterkarierung antisemitischer Ressentiments“ betrieben.

Selbst der Papst wäre als Spender unwillkommen

Ob dies Bödecker, der seit sieben Jahren tot ist, nach der neuen Richtlinie als Spender disqualifizieren würde, ist unklar. Si­cher ist, dass die ka­tholische Kirche als Spenderin nicht mehr infrage käme (Benachteiligung von Frauen im Priesterdienst). Auch der Papst selbst wäre unwillkommen, weil er jedem Prügel angedroht hat, der seine Mutter beleidigt (Benachteiligung An­ders­denkender). Sogar Chimamanda Ngozi Adichie, die Festrednerin der Humboldt-Forums-Eröffnung, könnte kein Geld mehr für die Barockfassade stiften, weil sie unter radikalen Transgender-Aktivistinnen als transphob verschrien ist.

Und was ist mit Is­lam­kri­ti­ker­n wie Bassam Tibi oder Güner Balci, die jene Muslime „be­nach­tei­li­gen“ wollen, welche an­de­ren mit Ge­walt ihre Weltanschauung aufzwingen wollen? Oder den Feinden des PS-gesättigten Greisentums im Straßenverkehr oder der Gerontokratie in deutschen Aufsichtsräten? Im Ernst – wenn die Stiftung Humboldt Forum ehrlich ist, müsste sie ihre Richtlinie so formulieren: „Wir behalten uns vor, jede/n Spender/in abzulehnen, der/die uns aus irgendeinem Grund nicht passt.“ Aber das wäre vielleicht der Klarheit zu viel.

  翻译: