Bernd Rüthers gestorben :
Der Ohrenzeuge sprach

Von Miloš Vec
Lesezeit: 4 Min.
Als großen Verfechter der Autonomie von Forschung und Lehre würdigt die Universität Konstanz in ihrem Nachruf ihren am 22. Juni verstorbenen Altrektor Bernd Rüthers. Immer wieder habe er angemahnt, mehr Reform zu wagen, und eine „große Koalition aller Universitätsmitglieder“ vorgeschlagen. Das Porträtfoto entstand am 10. Oktober 2000 in seinem Arbeitszimmer in der Universität.
Als Kind erlebte er die Reichspogromnacht, als Forscher betrieb er Aufklärung über die Wissenschaft des Unrechts: Der streitbare und eloquente Rechtsgelehrte Bernd Rüthers ist gestorben.
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Im vergangenen Jahr erlebte „Die unbegrenzte Auslegung“ von Bernd Rüthers die neunte Auflage – 55 Jahre nachdem die dem Buch zugrundeliegende Habilitationsschrift an der Universität Münster angenommen worden war. Geisteswissenschaftliche Qualifikationsarbeiten von solcher Nachhaltigkeit und Reichweite lassen sich an einer Hand abzählen. Der aufstrebende Jurist Rüthers hatte die Studie zum Wandel der Privatrechtsordnung im Nationalsozialismus in nur achtzehn Monaten verfasst und mit 36 Jahren eingereicht. Da war er nach seiner arbeitsrechtlichen Promotion 1958 über „Streik und Verfassung“ schon mehrere Jahre Direktionsassistent bei Daimler-Benz gewesen, bevor ihn der Privatrechtler Hans Brox zurück an die Universität holte.

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