Berliner Stadtschloss :
Mit Sand und Staub gegen Preußen

Andreas Kilb
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Die Kuppel wird zum Skelett: der Entwurf „Lufthauch eines kalten Berges“ von Tina Born und Enrico Niemann

Mit Robotern, Containern und Drohnen will die „Initiative Schlossaneignung“ der Fassade des Humboldt-Forums zu Leibe rücken. Das zeigen die in Berlin vorgestellten Entwürfe eines Ideenwettbewerbs.

Die „Initiative Schlossaneignung“ hat in Berlin die 21 ­Finalisten ihres Ideenwettbewerbs zur Umgestaltung der Fassaden des Humboldt-Forums vorgestellt. Ein Entwurf sieht vor, die Kuppel August Stülers bis auf das Stahlskelett abzubauen und in der Ruine Nistvögel und Wildpflanzen anzusiedeln. Ein anderer will einen mobilen Roboter installieren, der fortlaufend Stücke aus der Sandsteinhülle herausbricht und zum Verkauf anbietet. Ein dritter möchte die Westfassade mit dem Haupteingang unter einem Sandhügel begraben, ein weiterer das ganze Gebäude in einer Staubwolke verschwinden lassen.

Zu den maßvolleren Einreichungen gehören Projekte, bei denen ein Teil des Bauwerks und seines Vorplatzes mit Containern zugebaut wird (was „eine symbolische Verbindung zwischen hi­sto­ri­schen Kolonialstrukturen und modernen globalen Handelsbeziehungen“ stiften soll) oder die rekonstruierte Barockfassade eine Art Spinnennetz aus Messing übergeworfen bekommt, das „die hierarchisierende Ordnung der preußischen Repräsentationsarchitektur“ aushebelt, wie der Erklärungstext verspricht.

Gewaltphantasien gegen „Preußenverherrlichung“

Aber es gibt auch Entwürfe, die der Schlosshülle mit Drohnen, Spiegeln, Porzellansplittern und bemalten Planen auf den Leib rücken wollen, auf denen mal der Palast der Republik, mal die kriegszerstörte Ruine der Hohenzollernresidenz und mal der Budapester Burgpalast (als Solidaritätsgeste für Orbán-kritische „Ungarinnen und Ungarn“) gezeigt werden soll.

Was an den Vorschlägen frappiert, ist weniger ihre bedenkenlose Brutalität – schon die Debatten, die die Entstehung des Humboldt-Forums begleiteten, waren von Gewaltphantasien geprägt – als ihre Selbstgerechtigkeit. Der „Preußenverherrlichung“ soll hier der Garaus gemacht werden – dabei öffnet die Stiftung Humboldt Forum, die hinter der Fassade residiert, dem Postkolonialismus Tür und Tor, die Ethnologischen Museen haben erste Objekte nach Afrika zurückgeschickt, die Ehrentafeln für rechtslastige Spender sind abgehängt, und die Berlin-Ausstellung der Stiftung Stadtmuseum ist auf geradezu anbiedernde Weise woke.

Das Oberlehrertum ist nicht ausgestorben

Nein, was die „Initiative Schlossaneignung“ in Wahrheit antreibt, ist die eifernde Lust an der Publikumsbeschimpfung: Sie will den Besuchern, die durch die Ausstellungen flanieren und im Dachrestaurant tafeln, zeigen, was eine historische Harke ist. Dabei beweist sie nur, dass das Oberlehrertum auch im wiedervereinigten Deutschland nicht ausgestorben ist.

Der plausibelste Wettbewerbsvorschlag sieht übrigens vor, das Marinedenkmal für die deutsche Schutz­truppe aus dem namibischen Swa­kop­mund im Schlüterhof aufzustellen. Aktivisten fordern seine Rückführung seit Langem. Andere Aktivisten blockieren sie, weil sie das Denkmal für ein Beweisstück des Völkermords an den Herero und Nama halten. So ist das mit der Geschichte: Wer sie anderen predigt, dem stellt sie ein Bein.

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