Marilyn-Monroe-Film „Blonde“ : Was bedeutet diese Frau?
Magnesiumblitzlicht zuckt über die Leinwand, die es zum weißen Kreis umformt, dann taucht sie gleißend auf: Marilyn Monroe. Während Venus dem Meer entsprang, zeigt Andrew Dominik die Leinwandgöttin in „Blonde“ lichtgeboren. Ana de Armas, die im letzten Bond-Film Daniel Craig mit präzisen Tritten und schlagfertigen Antworten bei der Flucht aus Havanna half, leiht der Figur ihr Gesicht und spielt sich damit endgültig in die erste Liga Hollywoods. Denn die gebürtige Kubanerin muss dabei gleich zwei Charaktere in einer Figur ausbalancieren: einerseits die schüchterne Norma Jeane, die beim Vorsprechen versucht, über die psychologische Tiefe ihrer Figur zu reden und dafür von Produzenten und Regisseur verlacht wird („Oh, hast du Dostojewski gelesen, Süße?“), andererseits aber die andere, überhaupt nicht zurückhaltende Facette dieser Frau, die aufleuchtet, wenn ein Scheinwerfer auf sie gerichtet wird: alle Unsicherheit verfliegt, reine, manische Energie brennt.