Künstler aus Großbritannien :
Ein Schwarzer kommentiert Schwarze in wirbelnden Videos

Von Sabine B. Vogel
Lesezeit: 2 Min.
Steve McQueen,„Exodus”, 1992-97, Super 8 Farbfilm
Die Videobilder Steve McQueen kreisen um die Problematik Schwarzer. Sie sind so intensiv, dass sie physisch spürbar sind.
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Erst zwölf Kurzfilme und wenige Fotografien umfasst sein Werk und trotzdem gilt der schwarze britische Künstler Steve McQueen als einer der beeindruckendsten Stars der Londoner Szene. Was begründet diesen Ruhm?

Es sind die kraftvollen Bildern, die zugleich Stoff für filmtheoretische Betrachtungen liefern und eine unglaubliche Intensität erzeugen - seine Filme sollen "physisch erfahrbar" sein, erklärt McQueen sein Konzept knapp.

„Bear“

Den Durchbruch schaffte McQueen mit "Bear" (1993): In einer Studiosituation kämpft er mit einem Schauspieler, vollführt mal aggressive, mal tänzerische, mal erotische Bewegungen - "ein Gefühlsexperiment vor der Kamera" kommentiert McQueen diesen Film. Tonlos, auf grobkörnigem schwarz-weiss-Material gedreht, wechselt die Kamera zwischen Zeitverzögerung und schnellen Schnitten, spielt mit extremen Nahaufnahmen und dichten Frontalen.

Steve McQueen, „Deadpan”, 1997, 16 mm s&w film
Steve McQueen, „Deadpan”, 1997, 16 mm s&w filmCourtesy Marian Goodman Gallery, New York / Paris

Der nächste Höhepunkt seiner Filmproduktionen ist sein Film-Tryptychon "Drumroll" (1998): McQueen rollt ein Fass durch Manhattan. Innen drin sind drei Kameras fixiert. Mit Orginalsound vorgeführt, hört man mal die typischen Sirenen heulen, mal ein knappes "watch out" oder "sorry" des Filmdrehers. An der Ampel kommen die Bilder zum Stillstand, bei Gefälle rasen sie in schwindelerregendem Tempo. Themen wie Realzeit und Dokumentarfilm vermischen sich hier mit meditativ-malerischen Bildern.

„Tricky“

Beide filmischen Konzepte finden dann in "Tricky" (2001) zusammen. McQueen filmt den berühmten englischen TripHop-Musiker Tricky bei der Studioaufnahme seines Hits "Girls Tricky". "Tricky" ist ein fast schnittloser, von ekstatischen Szenen getragener Dokumentarfilm, der mit wackelnden Bildern und diffuser Dunkelheit des Musikstudios mehr andeutet als zeigt. Ähnlich wie bereits in "Bear" spielt auch in "Tricky" das Thema der schwarzen Kultur hinein, diesmal allerdings nicht nur in den Bildern, sondern auch durch Trickys Song-Text.

McQueen schafft den Seilakt, als Schwarzer Schwarze ins Bild zu setzten, ohne zu glorifizieren oder zu kommentieren. Er zeigt uns suggestive, emotionsgeladene Bilder, in "Tricky" perfekt verbunden mit Sound und Text des Songs. Chuck D. von Public Enemy bezeichnete Rap übrigens einmal als das "CNN des schwarzen Mannes".

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