Neuer Coup des Kunstdetektivs : Arthur Holmes

Der niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand hat Hitlers Bronze-Rosse wiederbeschafft: Nun hat er den im Jahr 2020 gestohlenen Van Goghschen „Pfarrgarten in Nuenen im Frühling“ aufgespürt.
In den Niederlanden wird der Kunstdetektiv Arthur Brand nur noch der Indiana Jones der gestohlenen Werke genannt. Es gibt diese Personen, deren Vita verfilmt fast unglaubwürdig überzogen wirkt, deren reales Leben aber im Grunde noch verrückter als die Verfilmung ist. Brand fand Oscar Wildes verschollenen Goldring, im Jahr 2015 Hitlers Bronze-Rosse aus der Reichskanzlei auf einem Privatgelände in Bad Dürkheim, er stöberte 1400 Jahre alte gestohlene Westgoten-Reliefs aus der spanischen Kirche Santa Maria de Lara in einem verwunschenen Londoner Garten auf, und eine Kunsterbin überzeugte er, das kostbare „Markus-Mosaik“ aus dem 5. Jahrhundert an Zypern zurückzugeben.
Nun hat der holländische Indiana Jones den im März 2020 gestohlenen „Pfarrgarten von Nuenen im Frühling“ Vincent van Goghs wiederbeschafft. Wie stets bei den Erfolgen des niederländischen Kunstdetektivs erfährt man nichts Genaues über die Hintergründe der Diebstahlaufklärung, außer dass wohl auch dieses Gemälde wie schon manches zuvor zur Freipressung eines Inhaftierten als Kunst-Geisel eingesetzt werden sollte. Immer jedoch fragt man sich bei Brand, wie ein Einzelner die vielen niederländischen Ermittler – mit denen er in diesem Fall sogar zusammenarbeitete – zu überflügeln vermag.

Sein neuester Coup wurde ihm seinen Angaben zufolge in einer großen blauen Plastiktüte eines schwedischen Möbelunternehmens ausgehändigt. Die ausladende Tüte scheint eine pragmatische Wahl, da van Goghs Bild ein ausgeprägtes Querformat von über einem halben Meter Länge ist. Dennoch gehört auch die Lakonie der Übergabe-Verpackung bei einem auf 6 Millionen Euro taxierten Gemälde – das Frühwerk stammt von 1884 und damit noch nicht aus der hochgeschätzten Sonnenblumenphase des Meisters – zu dem cineastischen Bild, das man sich von solch hemdsärmeligen Dieben macht – die 1913 gestohlene Mona Lisa lag bei Wiederauffindung unter einem Bett im Staub, die aus Wiens Kunsthistorischem Museum geraubte und ebenso unschätzbare goldene „Saliera“ Cellinis wurde in einer Holzkiste im Wald vergraben wiedergefunden. Und heute noch schauert einem bei dem Gedanken, wie der Dieb vor drei Jahren dreist durch den Haupteingang des Museums in Laren bei Amsterdam eindrang, trotz Alarmanlage das Bild von der Wand riss und kaltblütig durch die Vordertüre wieder herausspazierte. Immerhin konnte dem neunundfünfzigjährigen Täter durch DNA-Übereinstimmung auch gleich noch der Raub eines Gemäldes von Frans Hals nachgewiesen werden, ganz so, wie es Brand in einem Interview mit dieser Zeitung vor fünf Jahren formulierte: „Die Realität ist oft noch verblüffender, als es sich der beste Fernsehregisseur vorstellen kann.“