59. Biennale di Venezia :
Surrealismus der nächsten Generation

Von Stefan Trinks, Venedig
Lesezeit: 7 Min.
Mit einem Jahr Corona-Verspätung öffnet am Samstag eine Venedigbiennale, die beeindrucken wird. Die nagende Frage, ob man in Kriegszeiten Kunst genießen darf, beantwortet der ukrainische Präsident Selenskyj mit einem klaren: Ja.

Vor dem verwaisten russischen Pavillon, den ursprünglich ein litauischer Kurator hätte bespielen sollen, der sich jedoch nach Kriegsbeginn ehrenhaft verweigerte, stehen Carabinieri. Sie sollen das Beschmieren des im orthodoxen Zuckerbäckerstil errichteten Baus seitens aufgebrachter Besucher verhindern. Der ukrainische Beitrag für die Biennale in Venedig hingegen steht ebenfalls unter besonderer Beobachtung, allerdings im positiven Sinn. Halbstündlich defilieren hier Politiker aus aller Welt vorüber und bekunden mit blau-gelben Schleifen und geschliffenen Worten ihre Solidarität. Der Beitrag erfährt auch aus künstlerischer Sicht zu Recht regen Zulauf: Pavlo Makov hat mit seinem „Brunnen der Auszehrung“ ein Paradox installiert; Dutzende Bronzetrichter leiten Wasser nach unten, so wie in seiner Heimat tatsächlich zwei Flüsse zu einem Delta zusammenfließen, dabei aber nicht stärker werden, sondern ausdünnen und versanden.

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