Ausstellung „Estamos Bien“ :
So sieht der amerikanische Traum aus

Von Frauke Steffens, New York
Lesezeit: 4 Min.
Eldorado oder nur ein goldgelbes Idol aus Schwämmen? Einer der Künstler des puertorikanischen Kollektivs Poncilí Creación bei einer Aktion 2019.
Eine Ausstellung in New York zeigt Werke lateinamerikanischer Einwanderer und ihrer Nachkommen. Sie trägt den hoffnungsvollen Titel „Estamos bien“. Eine heile Welt bebildert sie aber nicht.
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Eddie Aparicio zieht Bäumen nicht die Haut oder die Rinde ab, aber so sehen seine großformatigen Werke auf den ersten Blick aus. Es sind Abdrücke von Bäumen, die wie riesige Tierhäute leblos von der Decke des Museo del Barrio in New York hängen. Sie heißen „El Ruido Del Bosque Sin Hojas“ (Der Klang des Waldes ohne Blätter) oder „City Bus Memorial“ (Denkmal für einen Stadtbus). Aparicio besucht die Bäume in Los Angeles immer wieder und setzt Schichten von Gummi ein, um ihrer wirklichen Struktur nahe zu kommen. Es sind solche Bäume, die demnächst gefällt werden sollen oder in Gefahr sind, einem Wohnkomplex oder einer Straße zu weichen. Aparicio bewahrt ihr Andenken und das der Gemeinschaften, die um sie herum über die Jahre gelebt haben. Er verziert die Häute etwa mit Glassplittern, macht die Kosten und Auswirkungen vielfacher Entwurzelung so metaphorisch sichtbar.

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