Holbein und die Renaissance :
Babyspeck in Stein und Öl

Lesezeit: 6 Min.
Entfaltete sich die nordalpine Renaissance in Augsburg stärker als in Nürnberg? Frankfurts Städelmuseum hat dafür 187 prächtige Belege.
Merken

Dass die Renaissance in Deutschland etwas völlig anderes ist als in ihrem Ursprungsland Italien, hat sich herumgesprochen. Lange kursierten dafür belastete Begriffe wie „Deutsche Sondergotik“. Das Frankfurter Städel hat sich mit „Holbein und die Renaissance im Norden“ vorgenommen, die Ära von 1480 bis 1530 anhand von 187 Werken und insbesondere des Triumvirats aus Albrecht Dürer (der bereits vor 1500 in Italien war und kurz nach der Zeitenwende noch einmal), Hans Holbein dem Jüngeren und dem unterschätzten Hans Burgkmair anschaulicher zu machen. Ausdrücklich aber sollen Dürer und Nürnberg nicht die Hauptrolle spielen, sondern Augsburg als ähnlich bedeutende Reichsstadt und Handelsmetropole mit vergleichbar dichtem Geflecht an Künstlern und europaweiten Beziehungen. War doch Augsburg nicht nur die Stadt vieler Reichstage, die von den Kaisern und ihrem Hof häufig besucht wurde; mit den Fuggern und Welsern gingen die Handelsbeziehungen in alle Welt, auch und gerade die „Neue“ in Lateinamerika. Der erste Brief aus der Neuen Welt geht von Philipp von Hutten aus dem heutigen Venezuela nach Augsburg an die Welser, die dort fast das gesamte Land besitzen und die Rohstoffe ausbeuten. Geld für luxuriöse Aufträge war somit reichlich vorhanden in der Stadt, und der erste Saal macht das anhand eines einzigen Augsburger Auftrags überdeutlich.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.
  翻译: