Hannah Höch in Würzburg : Suchbewegung, lebenslang
Gott als Eule, Pflanzen als Exilanten, Masken als Menschen: Würzburg zeigt Hannah Höch als unbeirrte Erforscherin des abseitig Verborgenen.
Eine Eule hält hoch in den Wolken in ihren Krallen eine Lupe auf die Erde. Diese ist winzig und steht kopf, sodass Afrika und Europa gesüdet statt genordet sind. Die dadaistisch anmutende Collage stammt von der Erfinderin dieser fragmentierenden Technik des Auf-den-Kopf-Stellens aller Dinge höchstselbst – Hannah Höch. Entstanden ist sie wohl kurz nach der Kapitulation am 8. Mai 1945. Die kolorierte Wolkenwelt als Schubumkehr des Blicks und der Wahrnehmung scheint so DADA nicht: Stand nicht die ganze Welt 1012 Jahre kopf, aber würden nicht gleichzeitig alle Probleme und Katastrophen der durchgedrehten Erdlinge im Lupenblick aus dem Weltall verschwindend gering, zumindest im Brennglas dieser weisen Eule als eine Art Gottvater, der sich noch vielen weiteren Welten zu widmen hat? Eine simple Auflösung in diese Richtung ist verlockend, aber angesichts der rings um diese Eule der Minerva schwebenden abgetrennten Fingerkuppen zu einfach. So schlicht aufzulösen sind die Rätselbilder der 1889 in Gotha nur wenige hundert Meter von einer der skurrilsten Kunst- und Wunderkammern Europas auf Schloss Friedenstein geborenen Künstlerin, in der bunte Federbilder des Amazonasurwalds mit den filigransten Elfenbeinschnitzereien gegengeschnitten wurden und werden.