Nationalgalerie Berlin : Malen bis zur völligen Erschöpfung
Selten schien ein Ausstellungstitel treffender als „Zerreißprobe“ für die – so der Untertitel der geglückten Neuhängung der immensen Berliner Nationalgaleriebestände – „Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000“. Treffend, obwohl die Gesellschaft in Gunter Brus’ namensgebenden Video „Zerreißprobe“ erst einmal unsichtbar bleibt, da die Performance im Jahr 1970 persönlich und subjektiv gehalten ist, indem der Künstler „nur“ seinen eigenen Körper mit Rasierklingen und anderem malträtiert, dies aber nach eigenem Verständnis wie ein Künstler-Christus in der Passion stellvertretend für alle. Dieser Gesamtheitsanspruch zeigt sich schon, wenn Brus bei der seinen Körper fast zerreißenden Aktion Strapse trägt, rein äußerlich damit beide Geschlechter repräsentierend. Kein Wunder auch, dass das Video in einem Separée mit Elternwarnung gezeigt wird, ebenso wenig verwunderlich, dass die Performance bei aller Konzentration auf einen schrittweise zerstörten Körper mit den Schrecknissen vor 1945 zusammenhängt, die noch weit bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre hinein die Werke sehr vieler Künstler bestimmten.
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