Jahresabschluss von Sotheby’s :
Erster!

Ursula Scheer
Ein Kommentar von Ursula Scheer
Lesezeit: 2 Min.
Im neuen Firmensitz in Hongkong: Millionenzuschlag für ein Gemälde von Mark Rothkos bei Sotheby’s
Das Auktionshaus Sotheby’s verkündet seine Umsatzzahlen für 2024. Es sind die höchsten in der Branche. Ein Selbstläufer ist das Geschäft trotzdem nicht.
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Wäre das Auktionswesen ein Wettrennen, hätte Sotheby’s es gerade als Erster ins Ziel geschafft – mit einigen Blessuren und etwas ungeschmeidig im Endspurt, aber letztlich knapp vor dem Konkurrenten Christie’s. Auf sechs Milliarden Dollar beziffert das Haus in Besitz des israelisch-französischen Telekom-Unternehmers Patrick Drahi seinen Auktionsumsatz im Jahr 2024. Bei Christie’s, der Firma im Artémis-Universum des französischen Geschäftsmanns François Pinault, kamen nach eigenen Angaben 5,7 Milliarden zusammen.

Entsprechend breitschultrig kann Charles Stewart als CEO von Sotheby’s zum Jahresabschlussbericht antreten. Von einem soliden Ergebnis in unsicheren Zeiten ist da die Rede, welches das Unternehmen an der Spitze des Marktes positioniere, von Investitionen in die Zukunft mit glamourösen neuen Niederlassungen auf drei Kontinenten, einer Verkaufsrate in Auktionen von 85 Prozent und vielen neuen Kunden. Die nackten Zahlen verraten aber auch, dass das Geschäft kein Selbstläufer ist. Um 28 Prozent sind die Auktionsumsätze von Sotheby’s gegenüber 2023 zurückgegangen. Bei Christie’s lag der Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2024 bei 22 Prozent und soll zum Jahresende auf sechs Prozent geschrumpft sein.

Luxus und Diskretion sind gefragt

Schmerzlich waren bei Sotheby’s – trotz 237 Millionen Umsatz aus der Versteigerung der Sammlung Sydell Miller in New York – die Verluste bei Kunstauktionen mit einem Minus von 31 Prozent. Bei Luxusgütern wird der Umsatzrückgang mit nur vier Prozent beziffert. Wie bei der Konkurrenz machte eine Abteilung ordentlich Plus: die für Privatverkäufe. Seinen Basquiat, Giacometti, Monet oder Picasso diskret hinter den Kulissen vermittelt zu lassen statt öffentlich im Auktionssaal hat an Attraktivität gewonnen. Sotheby’s steigerte den Umsatz mit Private Sales um 17 Prozent, den beim Privatverkauf von Luxusgütern sogar um 350 Prozent. Letztere reüssierten auch bei Versteigerungen, ob Saurier, Handtaschen oder Juwelen. Der Handel mit Oldtimern und die hauseigenen Kreditvergabe läuft ebenfalls.

Das zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Kein Wort verliert der Jahresbericht zum Anschub durch den Milliardendeal mit Abu Dhabi, zum offenbar gefloppten und wieder einkassierten Nachlass bei Auktionsgebühren oder den jüngsten Entlassungen im Haus. Der Blick geht nach vorn: Bald steht die erste Saalauktion in Saudi-Arabien an. In New York soll eine Stradivari-Geige bis zu 18 Millionen Dollar einbringen und im Autosegment ein Mercedes-Benz Stromlinienwagen 50 Millionen. So läuft das.

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