Weltraumkunst von Jeff Koons :
Mondmänner

Ursula Scheer
Ein Kommentar von Ursula Scheer
Lesezeit: 2 Min.
Sehen seine Ballontierchen nicht spacig aus? Jeff Koons mit „Rabbit“ im Jahr 2009 in der Londoner Tate Modern
Jeff Koons will seine Kunst auf den Mond schießen. So originell, wie das klingt, ist diese Idee allerdings nicht.
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Vielleicht liegt es daran, dass Sportwagen mit Elektromotor als Testosteronvehikel für Männer nicht mehr so gut taugen werden wie röhrende Verbrenner, diese Auslaufmodelle. Da muss man jetzt schon technisch anderweitig hochgerüstet beschleunigen, um zu beweisen, dass der Zenit nicht überschritten ist – und fliegt ins All. Jeff Bezos in seiner eigentümlich geformten Rakete war nur die Vorhut, jetzt folgen männliche Künstler mit extraterrestrischen Plänen.

Jeff Koons, der spaßeshalber durchaus auch gerne Autos poppig dekoriert wie jüngst ein Modell von BMW, verkündete gerade, er wolle bald von ihm geschaffene Skulpturen auf den Mond schießen und dort deponieren lassen. Wie sie aussehen sollen, steht noch in den Sternen, dass sie mit Non-Fungible Token verbunden werden, ist dagegen gewiss. Kein Wunder: Virtuelle Besitzzertifikate wie in Koons’ annoncierter NFT-Premiere „Moon Phases“ sind Investitionstriebwerke von gewaltiger Schubkraft, ideal zur Kapitalisierung. Kalkulierend abgehoben soll das Vorhaben dennoch nicht wirken, der Gewinn fließe an Ärzte ohne Grenzen, heißt es.
Die kosmische Hinfälligkeit des Menschen: Paul Van Hoeydonck, „Fallen Astronaut“, 1971, aufgestellt von Crew-Mitgliedern der Apollo-15-Mission
Die kosmische Hinfälligkeit des Menschen: Paul Van Hoeydonck, „Fallen Astronaut“, 1971, aufgestellt von Crew-Mitgliedern der Apollo-15-MissionNASA

Ist solcherlei nicht auch ohne Raketenruß und Blockchain-Energie­fraß mög­lich? Wie auch immer, ein Pionier, als der sich Koons geriert, ist er mitnichten in Sachen artistischer Mondlandung. Vor ihm äußerte schon Sacha Jafri, immerhin der Maler des größten Gemäldes der Welt, Erdtrabantenverschönerungspläne. Und auf dem Mond soll sich schon länger eine von Warhol, Oldenburg und Rauschenberg bekritzelte Kachel befinden, von der auch eine Ausgabe im New Yorker Museum of Modern Art lagert. Die Motivwahl lässt durchaus Freudsche Deutungen zu.

Das einzige Kunstwerk, von dem man allerdings sicher weiß, dass es sich auf dem Mond befindet, ist seit 1971 eine von dem Belgier Paul Van Hoeydonck geschaffene Statuette, die am verunglückte Astronauten erinnert. Als demütiges Memorialwerk sollte „Fallen Astronaut“ der Öffentlichkeit verborgen bleiben, wurde dann aber doch bekannt. Hochmut ist dieser Arbeit fern. Sie zeigt vor einer Plakette mit Namen eine weniger als zehn Zentimeter hohe Figur aus Aluminium: ein einsames Männchen, mit dem Gesicht nach unten im Staub.

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